Faszienrolle Kaufberatung: So wählen Sie das richtige Produkt

  • Das Wichtigste in Kürze
  • Faszien sind das Bindegewebe des Menschen, das den gesamten Körper umspannt.
  • Eine Faszienrolle dient dazu, die Faszien durch Selbstmassage beweglich und geschmeidig zu halten.
  • Im Regenerationstraining, Functional Training und im Rahmen physiotherapeutischer Anwendungen ist die Faszienrolle ein vielseitig einsetzbares Trainingsgerät.
  • Beim Kauf sind Faktoren wie Form, Größe, Material und Härtegrad einer Faszienrolle entscheidende Kriterien.
  • Faszienrollen und andere Faszientrainingsgeräte eignen sich zur Behandlung oberflächlicher und tiefer Faszien am gesamten Körper.
Die besten Faszienrollen im Vergleich

Rollender Trend – Faszienrollen

Sie ist als das Trend-Item im Sport-, Fitness- und Gesundheitssegment derzeit in aller Munde: Die Faszienrolle. Die Hartschaumrollen aus den Kunststoffen Polyehtylenschaum oder Polyurethan dürfen heutzutage in keiner neurologischen, orthopädischen und sportmedizinischen Therapieeinrichtung mehr fehlen. Auch in fast jedem Fitnessstudio zählt die kleine Massagesrolle inzwischen zum Standardinventar.

Selbst die deutsche Fußballnationalmannschaft hat die Massagerollen in ihr Trainingsprogramm integriert. Die kleine handliche Form und vielfältige Anwendungsbereiche machen die Faszienrolle aber auch für Privatanwender im Heimgebrauch zum beliebten Fitness-Gadget.

Mann beim Training mit Faszienrolle
Faszienrollen sind nicht nur im Fitnessstudio oder beim Physiotherapeuten ein sinnvolles Trainings-Tool.

Das Wohlbefinden verbessern, Schmerzen bekämpfen, Triggerpunkte lösen, Regeneration fördern, sportliche Leistung steigern, Orangenhaut und Bindegewebsschwächen therapieren – all diese Effekte soll der Nutzer einer Faszienrolle durch das Training erzielen können.

Was sind Faszien?

Der Begriff der Faszien ist seit wenigen Jahren in der Öffentlichkeit vieldiskutiert. Sie verkleben, führen zu Verspannungen sowie Cellulite und werden als Ursache manch anderer Beschwerden gebrandmarkt. Doch sind die Faszien wirklich schuld? Und was sind Faszien überhaupt? Das Fasziengewebe ist gemeinhin besser unter dem Begriff Bindegewebe bekannt. Als milchig weiße Haut aus fasrigem Gewebe hüllt es Muskulatur und Organe des Menschen ein. Es setzt sich zusammen aus Fibroblasten, die die Zellen des Bindegewebes sind, und der sie umgebenden Matrix. Die Matrix besteht zu großen Teilen aus Kollagenfasern und Wasser.

Woher stammt der Begriff „Faszien“?

Der Begriff geht auf das lateinische Wort „Fascis“ zurück, der so viel wie „Bündel“ bedeutet. Im Fall der Faszien beschreibt der Begriff deren bandförmige Struktur.

Bis zu 20 Kilogramm des Körpergewichts kann das Fasziengewebe ausmachen. Es umhüllt nicht nur Muskeln, Sehnen und Organe, sondern ist auch Bindeglied zu den Knochen. Das Faszialsystem umspannt als zusammenhängendes, extrem flexibles Netz den gesamten Körper. Zwischen oberer Wirbelsäule und Bein beispielsweise besteht eine fasziale Verbindung, ebenso wie von der unteren Hautschicht bis in die Tiefen des organumschließenden Gewebes. Es hält als den gesamten Körper durchziehendes Netzwerk all seine Bestandteile zusammen und füllt sämtliche Hohlräume auf.

Das Fasziengewebe spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit:

  • Es sorgt für Stabilität bei gleichzeitiger Elastizität der Muskulatur und für eine geschmeidige Bewegungsfähigkeit des Körpers.
  • Als netzartiges Gewebe verbindet es Organe, Bänder, Sehnen, Gefäße, Muskeln und Knochen und hält die Organe an ihrem Platz.
  • Es versorgt Zellen mit Nährstoffen.
  • Es sorgt durch die Kollagenproduktion für die Wundheilung.
  • Es bindet und speichert Wasser.
  • Es ist eine Barriere gegen das Eindringen von Fremdkörpern in den menschlichen Körper.
  • Es enthält Makrophagen, die als Teil des Immunsystems schädliche Mikroorganismen und Gewebereste auflösen.
  • Es transportiert schädliche Stoffwechselendprodukte aus dem Zellgewebe ab.

Ohne Fasziengewebe wäre der Mensch also nicht lebensfähig. Faszien existieren überall im Körper in verschiedener Form und Beschaffenheit. Sie untergliedern sich in drei verschiedene Gruppen, die sich in unterschiedlichen Ebenen befinden und verschiedene Funktionen erfüllen:

Icon Faszienrolle
Oberflächliche Faszien

Diese Faszienart befindet sich im Unterhautgewebe über der seitlichen Halsmuskulatur, dem Nacken und dem Brustbein. Zwischen Organen, Drüsen und Nervenbahnen füllt sie freien Raum. Sie setzt sich vorrangig aus lockerem Bindegewebe und Fettgewebe zusammen, speichert Fett und Wasser und bildet einen Durchgang für Lymphe, Nerven und Blutgefäße.

Icon Faszienrolle
Viszerale Faszien

Sie sind das stabilisierende und schützende Bett für innere Organe, halten diese an ihrem Platz und sorgen dafür, dass die Organe bei Bewegung dennoch gegeneinander verschiebbar bleiben. Beispiele für diese Bindegewebsart sind die Hirnhäute, der Herzbeutel, das Brustfell und das Bauchfell.

Icon Faszienrolle
Tiefe Faszien

Diese faserreichen Bindegewebsstränge und -schichten durchziehen und umschließen Muskeln, Nervenbahnen und Blutgefäße des Körpers. Je nach Belastung formt sich dieses Gewebe zu Sehnenplatten, Bändern, Fesseln, Gelenkkapseln oder Muskelsepten aus. Auch Knochenhaut und Knorpelhaut sind Ausformungen des tiefen Fasziengewebes. Tiefe Faszien sind mit sensorischen Rezeptoren durchsetzt, die Schmerz auslösen können und Bewegungsänderungen, Temperaturschwankungen, Druck und Schwingungen wahrnehmen.

Damit das Fasziengewebe problemlos gleiten kann und sich so Muskeln, Sehnen, Knochen und Organe beim Bewegen geschmeidig gegeneinander verschieben können, muss es stets beweglich gehalten werden. Verhärtet oder verklebt das Fasziengewebe durch Bewegungsmangel, Überbelastung im Sport, Beruf oder Freizeit oder wird es gar verletzt, kann es diese Funktionen nicht mehr erfüllen. Es wird starr, unbeweglich und ist nicht mehr gleitfähig. Durch mangelnde Bewegung und Fehlhaltungen versteifen Faszien sogar derart, dass sie Nerven und Muskeln einklemmen können. Die Konsequenz sind eine eingeschränkte Beweglichkeit bis hin zu Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, beispielswiese am Bauch, im Nacken, in der Schulter, im Rücken oder in den Gelenken.

Was bewirkt die Faszienrolle?

Sind die Faszien bereits verklebt oder will man dem vorbeugen, müssen sie durch Bewegung beansprucht werden. Durch die Bewegung werden die Faszien mit mehr Nährstoffen versorgt, wodurch sich eine Reaktivierung des Gewebes in Gang setzt. Allerdings sind bereits verklebte und dadurch immobile Bereiche des Körpers in ihrer Bewegungsfähigkeit in aller Regel bereits derart eingeschränkt, dass eine mechanische Hilfe durch äußere Einwirkung notwendig ist.

Dies kann entweder eine fachmännische Massage durch einen Physiotherapeuten leisten oder das Training mit der Faszienrolle. Mit der Massagerolle rollt der Anwender die entsprechenden Körperregionen unter Druck durch das eigene Körpergewicht ab und erzielt so den Effekt einer Selbstmassage. Dadurch ist es ohne größeren finanziellen und zeitlichen Aufwand möglich, das Fasziengewebe in Eigenregie wiederzubeleben oder vorbeugend geschmeidig zu halten, bevor es zu Verklebungen, Verspannungen und letztendlich Schmerzen kommen kann.

Frau beim Training mit Faszienrolle
Mehr als die Rolle braucht es kaum, um das Bindegewebe effizient zu trainieren

Das Training mit der Faszienrolle erhöht die Dynamik im Gewebe und bewirkt gleichzeitig einen Temperaturanstieg im Körper, was die Enzymaktivität anregt. Die Kollagenfasern werden neu ausgerichtet und die Fibroblasten produzieren neues Hyaluron, die Wasserspeicher im Bindegewebe werden geleert und neu befüllt. Dadurch gewinnt nicht nur der gesamte Körper an Beweglichkeit, sondern es werden auch Stoffwechselendprodukte ausgespült und abtransportiert.

Worauf achten beim Kauf der Faszienrolle?

Die Auswahl an Faszienrollen und anderen Massagerollen auf dem Markt ist riesig. Faszienrollen gibt es nicht nur als Blackroll, sondern von verschiedenen Herstellern in verschiedenen Größen, Längen, Härtegraden und Oberflächenstrukturen. Wir zeigen, welche Faktoren es beim Kauf der Massagerolle zu beachten gilt.

Form

Die klassische Faszienrolle hat eine Hohlzylinderform mit glatter Oberfläche. Daneben gibt es allerdings unzählige Modelle mit verschieden stark profilierten und unterschiedlich angeordneten Noppen, Rillen, Wellen, Pyramiden oder Spikes (Spike-Roll). Letztendlich dienen all diese Oberflächenstrukturen dazu, tiefere Gewebeschichten zu erreichen, den Massageeffekt zu intensivieren oder auf bestimmte Anwendungsbereiche zu spezifizieren.

Frau mit Faszienrollen in den Händen

Eine Faszienrolle mit Rillen beispielsweise wirkt durchblutungsfördernd, da die Rillen bei Anwendung zur Vibration der Rolle und einer Übertragung auf den Anwender führen. Für Anfänger dürften diese Modelle in aller Regel allerdings einen zu intensiven Effekt haben, sodass zu Beginn ein Produkt mit glatter Oberfläche zu empfehlen ist.

Neben Faszienrollen gibt es Faszienbälle oder Faszienkugeln und Duo-Bälle oder Twin-Bälle. Diese Sonderformen eignen sich besonders für die gezielte Ansprache bestimmter Körperregionen. Der Duo-Ball beispielsweise eignet sich hervorragend für den Nackenbereich, der Massageball für den Oberarm. Für Anfänger dürfte deren Effekt aber aufgrund des sehr konzentrierten Druckpunktes etwas zu intensiv ausfallen. Die Mehrzahl der Übungen, für die diese Sonderformen konzipiert wurden, lässt sich auch mit einer klassischen Faszienrolle durchführen.

Weitere Sonderformen sind Rollen mit Griffen, Rollen mit Vibrationskern, die Faszien-Kugelrolle in Form eines kleinen American-Footballs oder Miniatur-Rollen.

Tipp!

Starten Sie mit einer klassischen Faszienrolle mit glatter Oberfläche. Mit einiger Trainingserfahrung und besserem Verständnis für die individuellen Bedürfnisse Ihres Körpers können Sie deutlich besser abschätzen, für welche Erweiterungen, beispielsweise einen Vibrationskern, oder Sonderformen, wie Faszienball oder Duo-Ball, sich eine spätere Anschaffung lohnt.

Größe

Faszienrollen sind in aller Regel zwischen 30 und 45 Zentimetern lang und weisen einen Durchmesser von etwa 15 Zentimetern auf. Diese Rollengröße eignet sich im Prinzip optimal, um die Mehrzahl an Übungen des typischen Spektrums problemlos durchzuführen. Menschen mit etwas breiterem Rücken sollten allerdings gegebenenfalls eine längere Rolle bevorzugen.

Da die klassische Rollengröße für das gezielte Ausrollen der Arme, des Nackens oder der Füße weniger gut geeignet ist, gibt es für diese Körperpartien auch kleinere Produkte der Faszienrolle von etwa 15 Zentimetern Länge und nur fünf Zentimetern Durchmesser, auch Mini-Foam-Roller genannt.

Seit der Adaption der Faszienrolle in die Trainingsprogramme von Sportarten wie Pilates oder Yoga gibt es Yoga-, Pilates- und Foam-Roller. Diese sind in aller Regel mit etwa 90 Zentimetern länger als klassische Faszienrollen und daher für manche, im gewöhnlichen Faszientraining typische Anwendungen weniger gut geeignet.

Härtegrad

Der Härtegrad stellt ein zentrales Auswahlkriterium dar, da er Auswirkungen auf die Effizienz des Trainings haben kann. Es sind grundsätzlich drei verschiedene Härtegerade zu unterscheiden:

weiche Faszienrolle
Weich/Soft

Weiche Fitnessrollen eignen sich hervorragend für Einsteiger und Menschen mit bereits bestehenden Verspannungen oder Schmerzen. Auch Personen mit hohem Schmerzempfinden sollten zunächst zu einer weichen Faszienrolle greifen. Anfangs kann der Druck des Körpers auf die Rolle nämlich etwas schmerzhaft sein, und es bedarf einer gewissen Gewöhnungsphase.

mittelharte Faszienrolle
Mittel/Standard

Fortgeschrittene Anwender und Menschen mit normalem bis schwachem Schmerzempfinden können zu einer Rolle mittlerer Härte greifen. Der Massageeffekt ist bei diesen Rollen gegenüber den weichen Ausführungen größer, das Training aufgrund des intensiveren Massageeffekts gleichzeitig auch effizienter. Einsteiger sollten bestenfalls selbst testen, ob sie mit einer weichen oder mittelharten Rolle starten können.

harte Faszienrolle
Hart

Harte Faszienrollen sind für Einsteiger nicht geeignet. Auch Menschen mit gesteigertem Schmerzempfinden sollten nicht zu diesen Modellen greifen. Leistungssportler und bereits an das Training mit Faszienrollen gewöhnte Personen können sich hingegen an die harten Rollen heranwagen. Der Trainingseffekt ist mit ihnen am größten.

Material

Faszienrollen sind in aller Regel aus leichtem, gleichzeitig hitzebeständigem, widerstandsfähigem und robustem Kunststoff gefertigt. Üblicherweise bestehen sie aus EVA-Schaum (Ethylen-Vinyl-Acetat) oder EPP (Expandierfähiges Polypropylen). Die Materialien sind abwasch- und desinfizierbar. Hinsichtlich der Qualität bestehen aber deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen.

Anwender sollten darauf achten, eine schadstofffreie und hautfreundliche Faszienrolle zu nutzen. Riecht die Faszienrolle unangenehm, ist dies kein gutes Zeichen. Eine schadstofffreie Faszienrolle sollte weitestgehend geruchlos sein. Zudem sollte eine klare Auszeichnung erkennen lassen, ob die Rolle frei von Treibgasen, chemischen Treibmitteln und polyzyklischen aromatischen Kohlenwassersoffen (PAK) ist. Renommierte Hersteller geben auf der Artikelverpackung oder in einem beiliegenden Handbuch klar an, dass ihre Faszientrainingsgeräte hautfreundlich und physiologisch unbedenklich sind. Inzwischen bietet der Markt sogar Alternativen zu den Kunststoffmodellen in Form von Rollen aus dem natürlichen Material Kork.

Welches Zubehör ist sinnvoll?

Für den Transport der Faszienrolle ist es nützlich, wenn eine passende Tasche beiliegt. Für den Einstieg in das Faszientraining und um einen Eindruck der verschiedenen Trainingsmöglichkeiten zu erhalten, ist ein bebildertes Handbuch sinnvoll. Einige Einsteigerpakete enthalten zusätzlich eine passende Trainings-DVD, auf der verschiedene Übungen demonstriert werden. Gerade für Anfänger ist es ratsam, besonderen Wert auf eine korrekte Ausführung der verschiedenen Bewegungsabläufe zu legen

Anwendungsbereiche der Faszienrolle

Nicht nur Menschen, die unter eine Bindegewebsschwäche leiden, die sich meist in ästhetisch wenig ansprechender Cellulite äußert, sollten sich also mit dem Phänomen verklebter Faszien auseinandersetzen. Durch gezieltes Faszientraining mit der Faszienrolle kann jeder leicht selbst vorrangig die oberflächlichen und auch einige tiefe Faszien erreichen und stimulieren, Verklebungen und Verhärtungen lösen und so die Beweglichkeit der Faszien wiederherstellen. Daneben fördert die Selbstmassage mit einer Faszienrolle die Durchblutung sowie eine aktive Regeneration der Muskulatur nach Beanspruchung.

Mann macht Übung unter Anleitung

So simpel die Kunststoffrolle aufgebaut ist, so vielfältig sind ihre Einsatzbereiche. Längst ist sie aus dem Regenerationstraining sowie der Physiotherapie und Rehabilitation nicht mehr wegzudenken. Im Functional Training, bei dem mehrere Gelenke und Muskelgruppen gleichzeitig beansprucht werden, ist die Faszienrolle aufgrund ihrer Einsetzbarkeit für verschiedenste Körperregionen beliebt.

Die Anwendungsbereiche der Faszienrolle sind aufgrund ihrer zahlreichen Trainingseffekte vielfältig:

  • Aufwärmen der Muskulatur
  • Körperwahrnehmung steigern
  • Beweglichkeit und Elastizität der Muskulatur verbessern
  • Lösen von Verspannungen
  • Schmerzlinderung
  • Gleichgewichtssinn ausbilden
  • Kraftfähigkeit erhöhen
  • Tensegritätssteigerung (elastische Körperspannung), um Fehlbelastungen und Haltungsschäden auszugleichen
  • Durchblutungssteigerung
  • Regenerationsförderung der Muskulatur
  • Hautstraffung

Im privaten Training im Fitnessstudio und zu Hause findet die Hartschaumrolle vor allem für die Selbstmassage Anwendung. Durch das Rollen bestimmter Körperregionen mit Druck auf die Rolle lösen sich Verhärtungen und Verspannungen der Muskulatur und des Bindegewebes. Im gleichen Zuge verbessert sich die Durchblutung, was die Rolle auch für Kraftsportler zum Warm-up oder Cool-down attraktiv macht.

Achtung!

Bei ernsten Beschwerden müssen Betroffene vor einer eventuellen Selbstbehandlung mit einer Faszienrolle unbedingt eine ärztliche Diagnose einholen. Ursachen für Verspannungen und Schmerz sollten immer zunächst eindeutig identifiziert sein, bevor ein Faszientraining durch die Faszienrolle erfolgt.

Übungen mit der Faszienrolle

So verschieden die Faszienrollen-Typen, so vielfältig ist das Spektrum an Übungen, die Anwender mit dem Faszientrainingstool ausführen können.

Einige wichtige Übungen für Faszien verschiedener Körperregionen zeigt Timo Kirchenberger für Sport Thieme mit einer für Anfänger geeigneten Myo-Roll in folgendem YouTube-Video:

Einige grundsätzliche Punkte sind beim Training mit der Faszienrolle zu beachten:

  • Auf ruhige und gleichmäßige Atmung achten
  • Bewegungen langsam und mit sanftem Druck auf die Rolle ausführen
  • Gesamten Muskel abrollen, Gelenke meiden
  • Kurze Übungseinheiten, doch regelmäßiges Training
  • Bei Schmerzen Druck reduzieren
  • Bei anhaltenden Schmerzen Arzt konsultieren

Anfänger sollten mit zwei bis drei Trainingseinheiten pro Woche von jeweils nur fünf bis zehn Minuten Dauer beginnen. Im Laufe der Zeit können Trainingshäufigkeit und -dauer allmählich gesteigert werden.

Nackenübungen

Zum Flexibilisieren der Hals- und Nackenmuskulatur ist der Duo-Ball prädestiniert, da er die Wirbelsäule ausspart. Acht bis zwölf mal den Kopf nach rechts und links zu drehen, während man den Duo-Ball waagrecht vor einer Wand stehend zwischen Wand und Nacken einklemmt, reicht bereits aus.

Alternativ zum Duo-Ball lässt sich die gleiche Übung auch mit der Faszienrolle durchführen. Neben der Ausführung im Stehen ist es ebenso möglich, sich in Rückenlage auf dem Boden und die Faszienrolle unter dem Genick zu positionieren. Durch kontrolliertes Kippen des Kopfes nach links und rechts erfährt der Nackenbereich zeitgleich Dehnung und Massage.

Frau macht entspanntes Nackentraining

Rückenübungen

Rückenschmerzen sind die berüchtigte „Volkskrankheit“ Nummer eins. Die beliebteste und bekannteste Übung mit der Faszienrolle, um Rückenschmerzen loszuwerden und vorzubeugen, ist das Abrollen des Rückens ab Höhe der Schulterblätter.

In Rückenlage rollt sich der Trainiernde von Höhe der Lendenwirbelsäule am Steißbein bis auf Höhe der Schulterblätter langsam und kontrolliert über die Faszienrolle. Die Arme stützen dabei angewinkelt nach hinten ab, während die Beine nach vorne hin stabilisieren und mit kleinen Schritten der Bewegung rückenaufwärts folgen.

Frau macht Rückenübungen

Für den oberen Rückenbereich eignet sich eine stehende Übung: In leicht angewinkelter Beinstellung mit dem Rücken zur Wand klemmt die Faszienrolle oder der Duo-Ball waagrecht zwischen Schulterblättern und Wand. Durch abwechselndes in die Knie gehen und Strecken der Beine massiert die Rolle oder der Ball den Bereich zwischen Wirbelsäule, Schulter und Nacken.

Brust

Um das Fasziengewebe der Brust zu adressieren, eignet sich ein Faszienball. Entweder stehend vor einer Wand oder mit der bloßen Hand drückt der Trainierende den Ball zwischen Schlüssel- und Brustbein. Durch kreisende Bewegungen rollt der Ball über die gesamte Brustmuskulatur und löst die verkürzten Faszien- und Muskelfasern.

Frau macht Brusttraining

Arme

Über schmerzende Arme klagen zunehmend viele Büroangestellte, zum berüchtigten „Tennisarm“ ist längst der „Mausarm“ hinzugetreten. Für Armübungen eignen sich vor allem kleinere Faszienrollen-Varianten.

Unterarm

Um die Elastizität der Muskulatur im Unterarm zu erhöhen, rollt der Anwender seinen Unterarm unter leichtem Druck von der Handwurzel bis zum Ellbogen, während die Faszienrolle auf einem Tisch liegt. Bei jeder Wiederholung sollte der Auflagewinkel des Armes leicht variiert werden, um die gesamte Unterarmmuskulatur zu adressieren. Für diese Übung eignet sich eine kleinere Variante besser als die Standard-Faszienrolle.

Unterarmtraining auf Tisch

Oberarm

In der Ausgangsstellung klemmt der Anwender stehend eine Faszienrolle oder einen Faszienball zwischen Oberarm und einer Wand ein. Durch abwechselndes Beugen und Durchstrecken der Knie rollt der gesamte Oberarm über das Trainingsgerät. Dabei ist zu beachten, dass der Ball oder die Rolle den gesamten Muskel von Ellbogengelenk bis zum Schulterbereich abrollt. Der ausgeübte Druck sollte so stark sein, dass der Ball nicht herunterfallen oder zur Seite hin ausbrechen kann.

Beine und Po

Für viele sind sie die Problemzonen schlechthin und die Bereiche des Körpers, an denen sich Bindegewebsschwächen meist in Form der berüchtigten Orangenhaut offen bemerkbar machen. Doch abseits der rein ästhetischen Gesichtspunkte, haben die Fasziengewebe an Bauch, Beinen und Po einen gewichtigen Einfluss auf die Körperhaltung und auf die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Verspannungen und Schmerzen.

Po

Zur Stimulierung des Fasziengewebes am Po setzt sich der Anwender auf eine Faszienrolle und stützt sich seitlich nach hinten mit beiden Händen und zusätzlich mit den Füßen ab. Durch sanftes Vor- und Zurückrollen massiert die Faszienrolle den gesamten Gesäßmuskel. Die Übung sollte nicht mit dem Abrollen des Rückens in einem einzigen Zug durchgeführt werden. Bei der Ausführung ist zu beachten, dass der Rücken stets gerade und in einem leichten Hohlkreuz zu halten ist.

Frau macht Potraining

Beine

Die Ausgangsposition ist liegend, während sich die Faszienrolle unter einem der beiden Oberschenkel befindet. Nun stützt sich der Anwender mit beiden Armen soweit ab, dass sich das Gesäß vom Boden abhebt. Als Nächstes rollt er mit dem gesamten Oberschenkel über die Rolle vorwärts und rückwärts, um die hintere Oberschenkelmuskulatur zu stimulieren. Danach ist der zweite Oberschenkel an der Reihe, anschließend beide Waden in gleicher Manier. Das Ausrollen der Waden bedarf allerdings eines höheren Maßes an Rumpfspannung. Nötigenfalls können Anfänger das Gesäß dabei absetzen.

Frau beim Wadentraining

Für die äußeren seitlichen Oberschenkel, die Vorderseite der Oberschenkel und die Oberschenkelinnenseiten muss die Übung jeweils so angepasst werden, dass die zu adressierende Partie auf der Rolle aufliegt. Diese Übungen können bisweilen sehr anspruchsvoll für Laien und Anfänger ausfallen, sodass hier vorab unbedingt der Rat eines Physiotherapeuten eingeholt und die Übungen zunächst unter fachlich kompetenter Anleitung erfolgen sollte. Viele der Übungen lassen sich für weniger gelenkige Personen und Einsteiger so anpassen, dass sie sie auch in einer weniger komplizierten und anspruchsvollen Variante ausführen können.

Wer stellt Faszienrollen her?

Statt der Bezeichnung „Faszienrolle“ finden sich hin und wieder auch Verweise auf die „Blackroll“. Blackroll ist aber eigentlich kein Synonym für Faszienrolle, sondern vielmehr der Name der Firma, die im Jahre 2007 das erste Modell der Faszienrolle auf den Markt gebracht hat. Bis heute sind Blackrolls mit großem Abstand die bekanntesten und beliebtesten Faszienrollen. Die klassische Blackroll wurde in Zusammenarbeit mit Sportlern, Ärzten und Wissenschaftlern entwickelt und ist eine einfache Hartschaumstoffrolle mit glatter Oberfläche. Mittlerweile gibt es viele weitere Modelle von unterschiedlichsten Herstellern.

Wie der Name „Blackroll“ nahelegt, waren die Schaumstoffrollen von Blackroll zunächst ausschließlich in schwarzer Farbe erhältlich. Die spätere, weichere Variante der Blackroll war im Gegensatz dazu orange. Mittlerweile sind die Blackrolls auch in anderen, trendigen Farben erhältlich, doch bleibt Schwarz noch immer die dominierende Farbe der Brand.

Alles Schwarz

Inzwischen erfuhr das Produktsortiment von Blackroll eine beträchtliche Erweiterung um andere Formen von Faszienrollen, Massagetools und Zubehör. Dazu zählen neben oberflächenstrukturierten Faszienrollen beispielsweise Faszienbälle, Duobälle, Massagestäbe, vibrierende Kerne zum Einführen in die Faszienrolle, der Blackroll Twister zur punktuellen Tiefenstimulation oder ein Nadelroller zur Stimulation der oberen Faszienschichten. Die Artikel sind alle einzeln oder auch in verschieden zusammengesetzten Sets erhältlich.

Neben Blackroll bieten noch weitere Sportartikelhersteller Faszienrollen an:

  • Liebscher & Bracht
  • Kettler („Ketroll“)
  • Everest Fitness
  • Balance Roll
  • Cristopeit
  • Crivit
  • Schildkröt

Weiterführende Testberichte

Achtung: Hierbei handelt es sich um einen Vergleich. Wir haben die Faszienrollen nicht selbst getestet.

Deutschlands renommierteste Testinstitution Stiftung Warentest veröffentlichte bislang noch keinen Test von Faszienrollen. Lediglich ein Artikel zum Thema Faszienrollen publizierte die Test-Stiftung im Jahr 2017 auf ihrer Homepage test.de. Die Autoren der Stiftung Warentest geben darin Anwendungstipps für Faszienrollen. Sie zitieren darin unter anderem auch eine Studie der California State University Dominguez Hills aus dem Jahr 2015, die nachweist, dass das Faszientraining die Beweglichkeit der Gelenke zumindest kurzzeitig verbessert und zur Vermeidung von Muskelkater dient. Einen Test von Faszienrollen verschiedener Hersteller und einen Materialtest ist Stiftung Warentest allerdings bis heute schuldig geblieben.

Das Verbrauchermagazin Öko-Test nahm im Jahr 2016 einen Test von Faszienrollen vor. 16 verschiedene klassische und oberflächenstrukturierte Faszienrollen durchliefen das Testverfahren. Neben zwei Modellen von Blackroll handelte es sich bei den Testprodukten um jeweils ein Modell der Hersteller Adidas, Artzt, Casall, Do Your Sports, Flexi-Sports, Lonevity Fitness, Nike, Trueshopping, Pino, Reebok, Schildkröt, Sissel, Gaugler & Lutz sowie Impuls. Öko-Test schickte die Rollen zu einem Schadstofftest in ein Labor. Das Test-Magazin verglich den Grad der Schadstoffbelastung der Materialien, nahm aber keinen Test der Usability und Trainingseffizienz der Faszienrollen vor. Zu den Kriterien zählte lediglich, ob den Geräten Trainingshinweise beiliegen.


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