Motorradhelm Kaufberatung: So wählen Sie das richtige Produkt

  • Das Wichtigste in Kürze
  • Motorradhelme schützen durch ihre elastische Knautschzone vor schweren Kopfverletzungen.
  • Nicht alle Helme schützen Bereiche wie Kinn, Wangen und Nacken gleichermaßen.
  • Die richtige Größe ist entscheidend. Der Helm darf weder zu locker sitzen noch Druckstellen verursachen.
  • Nach Stürzen oder fünfjähriger Verwendung sollten Sie einen neuen Helm erwerben.
  • Spezielle Modelle für Brillenträger und solche mit Sonnenblenden erleichtern das Fahren erheblich.
  • Im Helm integrierte Funktionen wie UKW-Radio, MP3-Wiedergabe, Funk oder Navigationssteuerung machen das Motorradfahren komfortabel.
Die besten Motorhelme im Vergleich

Motorradhelme

Motorradfahren ist eines der schönsten Hobbys der Welt. Gerade im Frühling, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Straßen wärmen, krabbelt es vielen Bikern in den Fingern: Sie möchten rauf auf ihr geliebtes Zweirad und eine Tour ins Blaue machen. Viele reizvolle Strecken, wundervolle Natur und eine Reihe an Sehenswürdigkeiten laden geradezu ein.

Doch das Motorradfahren zählt zu den gefährlicheren Freizeitbeschäftigungen: Im Straßenverkehr sind Biker im Vergleich zu Autos weniger sicher unterwegs. Aufgrund der nicht vorhandenen Knautschzone eines Chassis enden Unfälle häufiger mit Verletzungen. Auch werden Zweirad-Nutzer häufig übersehen oder ihre Geschwindigkeiten von anderen Verkehrsteilnehmern falsch eingeschätzt. Um Kopf- und Wirbelsäulen-Verletzungen vorzubeugen, ist ein guter Motorradhelm essenziell. Bei einem Sturz oder Aufprall einwirkende Kräfte werden von ihm in Verformungsenergie umgewandelt. Das schützt den Kopf vor mechanischen Einwirkungen, die mitunter lebensbedrohlich sein können. Laut ADAC-Unfallforschung können Motorradhelme das Risiko, bei einem Unfall ein Schädel-Hirn-Trauma zu erleiden, um 70 Prozent senken. Mithilfe dieses Vergleichs finden Sie den besten Motorradhelm.

Gesetzeslage: Helmpflicht in Deutschland

Ein Motorradhelm, seltener auch Schutzhelm oder Sturzhelm genannt, bewahrt Motorrad Fahrende vor mechanischen Einwirkungen am Kopf und im Hals- und Nackenbereich. In Kombination mit einem Overall aus Motorradjacke und -hose sind Biker ideal geschützt.

In Deutschland ist die Rechtslage eindeutig: Für Motorradfahrer besteht seit 1976 Helmpflicht, seit 1980 wird bei Nichtbeachtung ein Verwarngeld fällig. Davon ausgenommen sind nur wenige Motorrad-Modelle, auf denen wiederum Anschnallpflicht besteht. Ein Beispiel hierfür ist das Modell BMW C1, das mit einem überdachten Fahrersitz sowie einem Anschnallgurt daherkommt. Der Gesetzgeber hat dies wie folgt in der Straßenverkehrsordnung verschriftlicht.

überdachtes Motorrad auf Parkplatz

„Wer Krafträder oder offene drei- oder mehrrädrige Kraftfahrzeuge mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von über 20 km/h führt sowie auf oder in ihnen mitfährt, muss während der Fahrt einen geeigneten Schutzhelm tragen. Dies gilt nicht, wenn vorgeschriebene Sicherheitsgurte angelegt sind.“ – §21a Abs.2 StVO

Die Gründe, warum eine solche Schutzkleidung sinnvoll ist, sind vielfältig: Ab einer Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern können Biker Hindernissen deutlich schlechter ausweichen als etwa Autofahrer, da ruckartige Ausweichbewegungen zu Stürzen führen. Vor allem bei Nässe und verschmutzter Fahrbahn erhöht sich der Bremsweg. Es besteht zudem erhöhte Sturzgefahr. Die Geschwindigkeit der Zweiräder wird von anderen Verkehrsteilnehmern oftmals unterschätzt, was zu Unfällen, vor allem beim Abbiegen führt. Außerdem sind sie gefährdet, da die vergleichsweise kleinen Maschinen sich eher im toten Winkel von PKW-Rückspiegeln befinden.

Helmtyp

Egal, ob Sie Ihren ersten Helm kaufen möchten oder einen älteren ersetzen müssen: Die große Auswahl aus unterschiedlichen Helmtypen für unterschiedliche Anwendungszwecke erschwert die Entscheidung erheblich. So bestehen zwischen der Universallösung Integralhelm, einem luftigen Jethelm und einem Endurohelm für Geländefahrten erhebliche Unterschiede.

Helmarten
Die Grafik veranschaulicht die Bauformen Integral-, Klapp- und Jethelm.

Integralhelm

Der Integralhelm ist das beliebteste Modell unter den Motorradhelmen. Es handelt sich um einen komplett geschlossenen Helm mit fester Kinnpartie. Die Helmart lässt aufgrund der umschließenden Bauweise wenig Luft an Gesicht und Kopf. Einige Modelle verfügen aber über gute Lüftungssysteme und kompensieren das Problem auf diese Weise.

Aufgrund der Kinnpartie und des verschließbaren Visiers bietet er einen guten Kopf-Rundumschutz sowie einen Schutz des Hals- und Nackenbereiches im Falle eines Sturzes. Dank seiner umschließenden Konstruktion bietet er besten Schutz bei minimalem Gewicht. Moderne Modelle bringen zwischen 1,2 und 1,5 Kilogramm auf die Waage.

Zusätzlich sind die meisten Integralhelm-Modelle aerodynamisch vorteilhaft geschnitten, was sich vor allem bei hohen Geschwindigkeiten als vorteilhaft erweist. Bei einem weniger aerodynamisch geschnittenen Helm muss der Fahrer viel Kraft aufwenden, um seinen Kopf im Gegenwind aufrecht zu halten, was mit der Zeit zu Nackenproblemen führen kann.

Viele Modelle verfügen auch über eine integrierte Sonnenblende, was das Tragen einer zusätzlichen Sonnenbrille an Schönwettertagen überflüssig macht. Ein Integralhelm mit Sonnenblende ist eine super Option für alle, die nicht dauerhaft mit einem getönten Visier herumfahren möchten oder dazu neigen, ihre Sonnenbrille zu Hause zu vergessen.

Damit eignet sich diese Helmart universell für alle Einsatzzwecke. Nutzer können mit ihr zur Arbeit pendeln, Kurzstrecken wie zum Bäcker bewältigen oder sogar auf der Rennstrecke an den Start gehen.

Vorteile

  • Eignen sich für fast alle Einsatzzwecke
  • Sind aufgrund tiefgezogener Halspartie und einer Kinnpartie besonders sicher
  • Wiegen weniger als 1,5 Kilogramm

Nachteile

  • Für Brillenträger eher unkomfortabel
  • Nicht alle Modelle mit ausreichender Belüftung

Klapphelm

Der Klapphelm ist eine Abwandlung des Integralhelms, bei dem Nutzer das Kinnteil nach oben klappen können. Das ist besonders für Brillenträger praktisch. Anders als beim klassischen Integralhelm müssen Anwender die Brille nicht umständlich durch das Visier führen, um sie aufzusetzen. Stattdessen können sie die Brille auflassen und den aufgeklappten Helm aufsetzen. Alternativ setzen sie die Brille anschließend bei hochgeklapptem Visier auf. Auch verfügen einige Klapphelme über spezielle Brillenkanäle, Auslassungen im Innenpolster, durch die die Brillenbügel zu führen sind.

Auch beim Tanken und Bezahlen erweist sich ein Klapphelm als komfortabel. Aus Sicherheitsgründen ist es untersagt, die Tankstelle mit aufgesetztem Helm zu betreten. Viele Tankstellenpächter verfahren mit dieser Regel bei Klapphelmen etwas lockerer, da im hochgeklappten Zustand das Gesicht zu sehen und das Sprechen problemlos möglich ist. Das verringert aufseiten des Tankstellenwarts auch die Angst vor einem Raubüberfall. Ein weiterer Vorteil: Steht der Biker an einer roten Ampel oder fährt Schrittgeschwindigkeit in einem Stau, bietet es sich an, den Klapphelm zu öffnen, um etwas Luft ans Gesicht zu lassen. Auch Trinkpausen werden so deutlich einfacher.

Bauartbedingt ist es ein kleiner Nachteil, dass Helme dieser Art etwas schwerer sind als klassische Integralhelme, da der Klappmechanismus ein gewisses Eigengewicht mitbringt.

Entgegen landläufiger Meinungen ist dieser Helmtyp genauso sicher wie ein Integralhelm, vorausgesetzt, der Helm ist geschlossen und ordnungsgemäß eingerastet. Nutzer können ihn ebenso universell einsetzen.

Vorteile

  • Bei ordnungsgemäßem Schließen genauso sicher wie ein Integralhelm
  • Klappmechanismus praktisch für Trinkpausen oder Stopps an der Tankstelle
  • Komfortableres Aufsetzen für Brillenträger
  • Teils mit Aussparungen für Brillenbügel

Nachteile

  • Schwerer als Integralhelme
  • Geräuschdämmung wegen beweglicher Teile in der Regel weniger stark

Jethelm

Jethelme, auch Halbschalenhelme genannt, haben keine feste Kinnpartie. Durch ihre Hutform ist bei einem Unfall zwar der Kopf geschützt, Kinn und Nackenpartie sind es jedoch nicht. In der Regel gibt es kein Visier und auch keine Sonnenblende. Es gibt jedoch einzelne Modelle, die eines oder sogar beide Features optional mitbringen.

Sie unterscheiden sich zudem in der „Länge“ des Helmes, also darin, ob sie nur den Oberkopfbereich schützen – das ist vor allem bei Halbschalenhelmen der Fall – oder auch die Wangenpartien abdecken.

Besonders im Sommer sind die luftigen Helme beliebt, da sie ein Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit verleihen. Da sie für gewöhnlich kein Visier besitzen, sind auch ein uneingeschränktes Sichtfeld und eine gute Rundumsicht gegeben.

Aufgrund der geringeren Sicherheit sollten Biker sie aber eher für kleine Fahrten in der Stadt und bei gemäßigten Geschwindigkeiten einsetzen. Sie sind daher bei Besitzern von Cruiser-, Chopper- und Oldtimer-Maschinen sehr beliebt, aber auch bei Rollerfahrern. Der Einsatz bei hohen Geschwindigkeiten ist aufgrund des fehlenden Kinnschutzes unverantwortlich.

Vorteile

  • Sehr luftige Bauweise
  • Bestmögliche Rundumsicht
  • Einfaches Auf- und Absetzen
  • Lässiger Look
  • Geringes Gewicht

Nachteile

  • Größere Verletzungsgefahr durch fehlenden Kinnschutz
  • Fahrgeräusche fast ungedämmt
weitere Helmarten
Die Grafik veranschaulicht die Bauformen Hybrid-, Cross- und Enduro-Helm.

Hybrid-Helm

Hybrid-Helme, auch Multi-Helme oder Modular-Helme genannt, sind keine einheitlich abgegrenzte und von allen Herstellern und Verkäufern unter diesem Namen geführte Art von Motorradhelmen. Mit einer Mischung aus verschiedenen Helmtypen und ihren jeweiligen Vorzügen und Nachteilen stellen sie eher ein Nischenprodukt dar.

Es handelt sich um eine Kombinationslösung auf der Grundlage eines Jethelms, der jedoch über ein Visier verfügt und zusätzlich ein abnehmbares Kinnteil aufweist. Ferner haben einige Modelle eine Sonnenblende integriert.

Solche Modelle eignen sich daher als Kompromiss für Nutzer, die im Sommer gerne in der Stadt und um den Block fahren, ab und zu aber auch längere Strecken bewältigen: Sie möchten die Sicherheit des Kinnteils nicht missen und entscheiden sich deshalb gegen einen reinen Jethelm. Auch der Windschutz und eine Sonnenblende sind Komfortmerkmale, auf die viele Biker nicht verzichten möchten. Die Modifizierbarkeit macht ihn universell einsetzbar. Allerdings ist ein Hybrid-Helm nicht ganz so sicher wie ein Integralhelm, da er nicht vollständig geschlossen werden kann.

Vorteile

  • Hohe Sicherheit bei Verwendung des Kinnteils
  • Einfaches, flexibles Abnehmen
  • Hoher Komfort dank Visier und Sonnenblende
  • Sehr luftiger Helm, vor allem im Sommer angenehm

Nachteile

  • Auch geschlossen nicht so sicher wie ein Integralhelm
  • Ohne Kinnteil höhere Verletzungsgefahr
  • Geringe Dämpfung der Fahrgeräusche
  • Kinnteil und Mechanismus zum Einrasten bringen zusätzliches Gewicht mit

Cross-Helm

Der Cross-Helm ist vor allem für Fahrten auf Motocross-Maschinen geeignet. Es handelt sich bei heutigen Cross-Helmen um Integralhelme ohne Visier, deren Kinnteile einen größeren Abstand zum Kiefer aufweisen: Da Nutzer von Cross-Maschinen viel im Gelände oder auf Rennstrecken unterwegs sind, schützt das lange Kinnteil vor Verletzungen beim Aufprall auf den Lenker.

An der Oberseite ist ein Sonnenschirm zum Schattenspenden angebracht. Dieser Schirm dient ebenfalls als Schutz gegen kleine Steine, die im Gelände umherfliegen können. Cross-Helme verfügen über kein Visier, sondern werden in Kombination mit einer Cross-Brille getragen. Aus diesem Grund ist eine sehr gute Belüftung sichergestellt. Das offene Sichtfeld bedingt, dass die Geräuschentwicklung in einem solchen Helm vergleichsweise groß ist.

Nicht jede Cross-Brille passt in jeden Cross-Helm. Achten Sie auf die Abmessungen Brillengläser und vergleichen Sie diese mit der Öffnung an Ihrem Cross-Helm. Nicht passende Modelle sind glücklicherweise aber selten. Achten Sie vor allem darauf, dass sich die Brille auf Ihren Kopfumfang einstellen lässt. Neben gewöhnlichen Brillen gibt es verspiegelte Modelle.

Motocross-Bikes haben im Gegensatz zu Enduro-Maschinen keine Straßenzulassung. Grund dafür sind höhere Motorleistungen, weniger strenge Lärm- und Abgasbestimmungen und fehlende Sicherheitseinrichtungen wie Vorder- und Rückbeleuchtung.

Motocross-Helme können Sie bei entsprechender Zulassung aber dennoch im Straßenverkehr nutzen. Allerdings bedingt die hochstehende Sonnenblende, dass der Kopf bei hohen Geschwindigkeiten ab circa 60 Stundenkilometern durch den angreifenden Fahrtwind nach oben gedrückt wird. Das ist unkomfortabel, führt bei längeren Strecken zu Nackenschmerzen und kann durch die Ablenkung auch zum Sicherheitsrisiko werden.

Vorteile

  • Sehr gute Rundumsicht für Fahrten im Gelände oder auf der Rennstrecke
  • Schirm schützt vor Sonne und kleinen Steinen
  • Langgezogenes Kinnteil schützt vor Verletzungen bei Aufprall auf den Lenker
  • Gute Belüftung

Nachteile

  • Schlechte bis gefährliche Aerodynamik bei hohen Geschwindigkeiten
  • Fahrer müssen eine Cross-Brille tragen
  • Fahrgeräusche nicht gedämpft

Enduro-Helme

Bei Enduro-Helmen handelt es sich um Integralhelme, die Cross-Helmen ähneln. Anders als die Cross-Varianten sind sie aber nicht auf den Sporteinsatz, sondern auf das Touring, also das Reisen auf der Straße, ausgerichtet.

Im Vergleich zu Cross-Helmen haben sie einen kleineren und somit weniger windanfälligen Sonnenschutz, den Nutzer in den der Regel auch abnehmen können. Außerdem können sie mit einem Visier oder mit einer Cross-Brille fahren, wodurch sie den Grad der Belüftung während der Fahrt regulieren. Einige Modelle verfügen zusätzlich sogar über eine Sonnenblende. Da Enduro-Helme Ähnlichkeiten zu Cross-Helmen aufweisen, verfügen sie auch über eine lang gezogene Außenschale samt Kinnschutz.

All diese Features sind bestens auf die Nutzung auf längeren Routen im Straßenverkehr ausgerichtet: Die Enduro-Helme eignen sich daher für Sporttourer und Enduro-Maschinen.

Vorteile

  • Auf Touring-Nutzung ausgelegt
  • Kleinerer Schirm mit Öffnungen sorgt für bessere Aerodynamik
  • Wahl zwischen Visier und Cross-Brille
  • Optionale Sonnenblende

Nachteile

  • Fahrgeräusche nicht gedämpft

Kinderhelm

Bei der Wahl eines Motorradhelmes für ein Kind sollten Sie beim Vergleich der einzelnen Modelle darauf achten, dass diese ein besonders geringes Gewicht aufweisen, um die weniger starke Hals- und Nackenmuskulatur nicht über Maß zu beanspruchen. Damit die Helme dennoch genauso sicher sind, sollten sie genau wie die Varianten für Erwachsene der aktuellen Prüfnorm entsprechen. Mehr dazu in der Kaufberatung.

Generell dominieren in diesem Segment die Integral- und die Motocross-Varianten den Markt. Des Weiteren haben sich die Hersteller den Bedürfnissen der Kleinen angepasst. So sind Verschlüsse meist mit einer Doppeldrucktaste ausgestattet, die es auch weniger kräftigen Kinderhänden erlaubt, den Kinnriemen selbstständig zu öffnen und abzunehmen. Auch sind die Helme besonders robust und die Visiere extra kratzfest, da es schon mal passieren kann, dass der Kopfschutz herunterfällt.

Junge trägt Motorradhelm mit Vater daneben

Die Helme sind daher besonders geeignet für junge Nutzer von Kinder-Motorrädern (auf abgesperrtem Privatgelände) sowie für Kinder, die als Sozius bei einem Erwachsenen auf einem Motorrad mitfahren. Kinder unter sieben Jahren dürfen nur mitgenommen werden, wenn ein besonderer Sitz und Radverkleidungen angebracht sind, damit die Füße nicht in die Speichen gelangen können.

Wichtig bei der Kaufentscheidung

Neben der Frage, welcher Helmtyp sich aufgrund seiner Eigenschaften für welche Nutzungsart und welchen Motorradtyp eignet, gibt es noch eine Reihe weiterer Faktoren, die die Kaufentscheidung bestimmen sollten. Wir stellen die wichtigsten im Folgenden vor.

Prüfnorm

Damit Ihr Helm sicher und für den Straßenverkehr geeignet ist, muss er eine Zulassung nach der aktuellen ECE-Norm erhalten haben. Neue Helme sind nach der neuesten Norm namens 22-05 zugelassen. Sie finden einen entsprechenden Hinweis am Kinnriemen oder am Innenfutter. In der Mitte ist ein Kreis mit einem „E“ angebracht. Beginnt die angegebene Prüfnummer mit „05“, entspricht der Helm der aktuellen Norm.

Motorradhelm Prüfzeichen
Prüfnorm-Schild in einem Motorradhelm. Wichtig ist, dass der Helm der aktuellen Norm „05“ entspricht.

Material

Grundsätzlich kann zwischen zwei verschiedenen Materialiengruppen unterschieden werden, die bei der Herstellung der Außenschalen von Motorradhelmen zur Anwendung kommen: den Thermoplasten und Duroplasten. Beides sind Kunststoffe, jedoch mit unterschiedlichen Eigenschaften.

Thermoplaste: günstig, aber weniger lange haltbar

Thermoplaste sind vergleichsweise leicht herzustellen und lassen sich einfach bearbeiten. Sie sind aber auch anfällig für äußere Einflüsse und müssen daher regelmäßig erneuert werden, etwa nach vermeintlich weniger schweren Stürzen auf den Boden oder nach Erreichen einer bestimmten Lebensdauer. Generell ist es auch ohne Sturz ratsam, Helme nach fünf Jahren Nutzungszeit zu tauschen. Motorradhelme, die aus Thermoplasten gefertigt sind, haben aber auch einen entscheidenden Vorteil: Sie sind vergleichsweise günstig.

Duroplaste: teurer, aber auch robuster

Duroplaste, beispielsweise aus Carbon oder Glasfaserverbundstoffen, sind hingegen aufwendig in der Herstellung und schwerer zu verarbeiten. Sie weisen aber eine enorme Stabilität auf, sodass nicht so schnell mit Abnutzungserscheinungen zu rechnen ist. Zudem weisen Helme, die mit diesen Materialien hergestellt werden, ein geringeres Gesamtgewicht auf, was wiederum den Tragekomfort erhöht. Moderne Integralhelme können ein Gewicht von unter anderthalb Kilogramm erreichen. Allerdings spiegelt sich dieser Komfort auch in einem höherem Preis wider.

Lieber keine Aufkleber auf den Helm kleben

Man sieht es des Öfteren im Straßenbild: Biker, die ihren Helm mit Motto-Stickern oder Souvenir-Aufklebern aus besuchten Orten beklebt haben. Empfehlenswert ist das allerdings nicht. Die im Kleber enthaltenen Lösungsmittel können die Außenschale angreifen und ihre Stabilität negativ beeinflussen. Das kann bei einem Unfall fatale Folgen haben. Ausnahmen bilden speziell freigegebene Aufkleber ohne Lösungsmittel. Gleiches gilt übrigens für das nachträgliche Lackieren des Helmes. Zudem erlöschen dabei sämtliche Gewährleistungsansprüche.

Visier

Moderne Helmvisiere bestehen aus dem Kunststoff Polycarbonat. Das Material ist schlagfest und splittert selbst bei einem Steinschlag oder einem Unfall nicht. Das Visier sollte so eingepasst sein, dass ein ausreichender Luftaustausch auch im geschlossenen Zustand gegeben ist.

Verhindern von Feuchtigkeitsbeschlag

Minderwertige Visiere neigen bei schlechtem Wetter dazu, zu beschlagen. Die schlechtere Sicht ist für den Fahrer unangenehm bis gefährlich. Viele Motorradhelme verfügen daher über ein Doppelscheiben-Visier, das einem Beschlagen entgegenwirkt. Auch können spezielle Beschichtungen auf dem Visier hilfreich sein. Empfehlenswert sind ferner sogenannte Pinlock-Visiere, die mit einer separaten Scheibe samt Silikondichtung ausgestattet sind, die an der Visier-Innenseite angeordnet ist. Verfügt der Helme nicht ab Werk über einen solchen Zusatz, kann dieser nachgerüstet werden. Voraussetzung sind aber passende Haltepins an der Innenseite.

Tönungen und Spiegelungen

Gewöhnlicherweise werden durchsichtige Visiere verbaut. Es sind aber auch getönte oder verspiegelte Varianten erhältlich, die einen Blendschutz gegen Sonneneinstrahlung bieten. Achtung: Teilweise dürfen diese nicht bei Dunkelheit benutzt werden. Nutzer, die diese Regel missachten, müssen mit einer polizeilichen Verwarnung rechnen. Bei Unfällen kann die Versicherung die Haftung verweigern.

Wie sitzt ein Motorradhelm richtig?

Ein neuer Helm in passender Größe knautscht den Wangenbereich zunächst zusammen und lässt Sie quasi einen Kussmund formen. Die Wangen- und Innenpolster passen sich aber schnell, bei regelmäßigem Tragen spätestens nach zwei bis drei Monaten, Ihrem Gesicht an. Zu eng darf der Helm aber auch nicht sein. Ein starker Druck im Stirnbereich ist ein Indiz dafür, dass Sie eine größere Größe ausprobieren sollten. Aber auch zu große Modelle werden schnell zum Problem: Einen neuen Helm, den Sie einfach über den Kopf stülpen und der an keiner Stelle drückt, wird innerhalb kürzester Zeit so stark ausleiern, dass Sie ihn dann schlimmstenfalls einmal rund um den Kopf drehen können. Auch die Möglichkeit, mit einem oder zwei Fingern in den Raum zwischen Stirn und Helm oberhalb des Visiers greifen zu können, deutet auf einen zu großen Helm hin. Dann ist die Schutzwirkung nicht mehr garantiert, da der Helm bei einem Unfall vom Kopf rutschen kann.

Wie finde ich die passende Größe?

Beim Anprobieren darf der Helm anfangs etwas drücken, was kein Zeichen eines zu kleinen Modells sein muss. Man kann das Ganze mit dem Anprobieren eines Lederschuhs vergleichen, den Sie zunächst auch einlaufen müssen. Messen Sie den Kopfumfang mithilfe eines Maßbandes an der dicksten Stelle des Kopfes, die sich über den Ohren beziehungsweise auf Höhe der Mitte der Stirn befindet. Diese Methode garantiert aber noch keinen perfekten Sitz. Der Grund dafür sind individuelle Kopfformen und herstellerspezifische Abweichungen bei den einzelnen Größen. Die richtige Passform ist allerdings unverzichtbar für Sicherheit und langen Fahrspaß. Machen Sie daher eine Probefahrt mit dem Helm auf Ihrer eigenen Maschine. Tragen Sie vermeintlich passende Modelle mindestens zehn Minuten, um etwaige Druckstellen zu lokalisieren. Im Idealfall sollte sich der Helm um den Kopf herum fügen, ohne Druckstellen zu hinterlassen. Ein klassisches Anzeichen für einen zu engen Helm ist ein deutlicher roter Streifen auf der Stirn nach dem Absetzen.

Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über die empfohlenen Größenangaben bei unterschiedlichen Kopfumfängen.

Kopfumfang in ZentimeternEmpfohlene Helmgröße
51–52XXS
53–54XS
55–56S
57–58M
59–60L
61–62XL
63–64XXL
Die Tabelle gibt Aufschluss über die empfohlene Helmgröße bei verschiedenen Kopfumfängen. Die Angaben gelten für erwachsene Motorradfahrer.

Für Kinder gelten leicht abweichende Kopfumfänge. Es muss sich dabei allerdings nicht zwingend um Helme handeln, die explizit als Kinderhelme verkauft werden. Es kommt vor allem auf den richtigen Umfang und ein möglichst geringes Eigengewicht an, da die Nackenmuskulatur der Heranwachsenden weniger Gewicht verkraftet. Die empfohlenen Kinderhelm-Größen für unterschiedliche Kopfumfänge entnehmen Sie der folgenden Tabelle.

Kopfumfang in ZentimeternEmpfohlene Helmgröße
49–50XXXS
51–52XXS
53–54XS
55–56S
Empfohlene Helmgrößen für Kinder.

Verschiedene Verschluss-Systeme

Beim Verschluss des Kinnriemens haben Sie die Wahl zwischen drei verschiedenen Systemen.

  • Ratschenverschluss
  • Klickverschluss
  • Doppel-D-Verschluss
Ratschenverschluss

Beim Ratschenverschluss führen Sie die Seite des Kinnriemens, an dem die Ratsche befestigt ist, in die Arretierung ein. Jede Stufe der Ratsche arretiert den Kinnriemen ein Stück fester. Ist der Riemen zu fest oder möchten Sie den Verschluss zur Gänze öffnen, ziehen Sie an dem rot markierten Band.

Klickverschluss

Beim Klickverschluss führen Sie die Gurtzunge wie bei einem Anschnallgurt im Auto in die Arretierung ein. Namensgebend ist das akustisch vernehmbare Klicken beim Einrasten. Anschließend wählen Sie passende Riemenlänge wählen, damit der Helm nicht verrutscht. Sie öffnen diesen Verschluss, indem Sie den rot markierten Schiebe-Mechanismus benutzen.

Doppel-D-Verschluss

Dieses System besteht aus einem Riemen auf einer und zwei Aufnahmen auf der anderen Seite. Diese zwei Aufnahmen weisen jeweils die Form des Buchstabens D auf. Sie sind daher namensstiftend für diesen Verschluss. Viele Interessenten befürchten, dass der Verschluss kompliziert in der Anwendung sei. Doch mit ein wenig Übung ist die Nutzung sehr einfach. Anwender können die Riemen bei der Erstnutzung zudem auf die passende Größe einstellen, sodass ein erneutes Einstellen nicht mehr nötig ist.

Folgendes Video des Motorrad-Zubehörhändlers Louis veranschaulicht die einzelnen Schließsysteme noch einmal bildlich.

Innenausstattung und Tragekomfort

Neben den bereits genannten Kaufkriterien gibt es noch eine Reihe weiterer Faktoren, die vor allem das Innenleben des Motorradhelmes betreffen und die Kaufentscheidung beeinflussen. Wir zählen wichtige Extras auf.

Kühlung, Belüftung und Sonnenschutz

Damit es im Helm während der Fahrt nicht zu warm wird, sollte ein Belüftungssystem vorhanden sein, das einerseits genug Frischluft in den Helm befördert, andererseits aber auch so konstruiert ist, dass es nicht für zusätzlichen Lärm durch den Fahrtwind sorgt. Idealerweise sollte ein Wahlhebel für die Einstellung der Luftmenge vorhanden sein. Herunterschiebbare Sonnenblenden oder Tönungen im Visier selbst ermöglichen das Fahren ohne zusätzliche Sonnenbrille.

Waschbare Innenpolster

Nach einer langen Einsatzzeit kann es in Ihrem Motorradhelm durch die dauerhafte Einwirkung von Schweiß zu unangenehmen Gerüchen kommen. Darum sollten Sie beim Kauf darauf achten, dass die Innenpolster im Wangen-, Stirn- und Nackenbereich herausnehm- sowie waschbar sind.

Multimediale Extras: Radio, Navi, Telefon und Funk

Möchten Sie auch auf dem Motorrad auf gewisse Extras wie Radio, die Sprachausgabe des Navigationssystems, Telefonie-Funktionen oder eine Funkverbindung zu Ihrem Sozius oder anderen Bikern in der Nähe nicht verzichten, gibt es einige Lösungen zum Nachrüsten. Diese funktionieren aber nicht immer zuverlässig oder finden gegebenenfalls keinen optimalen Platz im Helm ohne zu drücken. Besser sind daher Helme, die einige oder alle dieser Funktionen bereits ab Werk mitbringen.

Hilfreiche Tipps nach dem Kauf

Nach dem Kauf gilt es, einige Punkte zu beachten, damit Sie lange Freude an Ihrem Kopfschutz haben. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Wann muss ein Motorradhelm ersetzt werden?

Es gilt, dass Sie einen Helm nach einem Sturz oder einem Unfall direkt ersetzen sollten, da auch nicht direkt sichtbare Beschädigungen die Schutzwirkung beeinträchtigen können. Ansonsten kommt es auf das bei der Herstellung verwendete Material an. Duroplaste altern weniger schnell als Thermoplaste. Helme, die eine Außenschale aus ersterem Kunststoff aufweisen, können bei guter Pflege eine Lebensdauer von acht Jahren erreichen. Helme aus Thermoplasten ohne eigene Lackschicht sind viel stärker Einflüssen wie UV-Strahlung, Lösungsmitteln und Benzin ausgesetzt und werden daher schneller spröde. Hierauf sollten Biker Rücksicht nehmen und diese Helme nach einer Nutzungszeit von fünf Jahren ersetzen. Der ADAC empfiehlt allerdings bei starker Nutzung den fünfjährigen Tauschzyklus für Helme aller Bauarten, da das Dämmmaterial mit der Zeit nachgibt und der Helm dann nicht mehr optimal sitzt.

Muss ich nach einem Unfall einen neuen Motorradhelm kaufen?

Nur ein unbeschädigter und nicht von Materialermüdung betroffener Helm kann bei einem Unfall seine ideale Schutzwirkung entfalten. Ist der Kopfschutz einmal auf den Boden gestürzt oder hat bereits einen Unfall hinter sich, sollten Nutzer ihn ersetzen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass bei einem Unfall die Schutzwirkung durch die Verformungsenergie nicht mehr gegeben ist, scharfkantige Gegenstände in den Helm eindringen oder der Helm bei einem Sturz zerspringt.

Wie reinige und pflege ich meinen Motorradhelm richtig?

Zur Pflege des Helmes gehört die regelmäßige Kontrolle des Innenfutters. Es setzt sich bei regelmäßiger Verwendung, wodurch der sichere und straffe Sitz des Helmes beeinträchtigt werden kann. Eine regelmäßige Nutzung kann aber auch zu Gerüchen führen, die eine Reinigung des Innenfutters notwendig machen. Prüfen Sie zunächst in der Gebrauchsanweisung, ob vom Hersteller vorgesehen ist, das Innenfutter herauszunehmen und zu reinigen. Futter beziehungsweise Schaumgummi dürfen dabei nicht gequetscht oder gewrungen werden, damit sie nicht überdehnen, wodurch sie anschließend nicht mehr optimal in den Helm passen würden. Beachten Sie unbedingt die Waschanleitung. Ist das Futter ausgeleiert, müssen sie es durch ein neues ersetzen. Nach längeren Regenfahrten sollten Sie das Innenfutter vollständig trocknen lassen, um Schimmelbildung und unerwünschte Gerüche zu vermeiden. Trocknen Sie das Innenfutter nach Möglichkeit nicht auf der Heizung, denn das kann das Material spröde machen.

Zu den bekanntesten Marken gehören:

Shoei | HJC | Schuberth | Caberg | Nolan

Was sollten Brillenträger bei Motorradhelmen beachten?

Viele Brillenträger haben Probleme, ihre Sehhilfe mit einem Helm zu kombinieren. Es ist schwierig, die Brille durch das Visier hindurch auf- oder abzusetzen. Deshalb gibt es spezielle Helme für Brillenträger, bei denen Teile wie die Wangenpolster oder die Pads an der Oberseite auf die speziellen Bedürfnisse von Brillenträgern Rücksicht nehmen. Das ist allein noch keine Garantie für einen bequemen und rutschfesten Sitz. Testen Sie Brille und Helm daher zusammen bei einer Probefahrt. Generell eignen sich leichte Kunststoffgläser besser als Brillen aus Glas. Kunststoff splittert im Ernstfall nicht oder nicht so stark. Zudem neigt das Material weniger dazu, bei Regenwetter zu beschlagen. Zudem ist es empfehlenswert, entspiegelte Gläser zu wählen, um störende Lichteinflüsse durch Straßenlaternen und entgegenkommende Autoscheinwerfer zu vermeiden. Auf eine Sonnenbrille in Sehstärke sollten Brillenträger besser verzichten, um in der Dämmerung keine Sichtprobleme zu bekommen. Viele Helme verfügen über eine eingebaute Sonnenblende – das ist die bessere Lösung.

Weiterführende Testberichte

Der ADAC hat 2018 einen Motorradhelm-Test durchgeführt. In diesem Motorradhelm-Vergleich wurden neun Modelle zwischen knapp 160 und 600 Euro getestet. Die Tester nahmen vor allem die Kriterien Gewicht, Komfort, Aerodynamik sowie aktive und passive Sicherheit unter die Lupe. Das Ergebnis: Der Shoei NXR ist der Testsieger mit der Note „gut“ (2,2). Es folgende zwei weitere „gute“ Modelle: der X-Lite X-803 Ultra Carbon (2,4) sowie der HJC RPHA 11 Carbon Lowin (2,5). Drei Modelle wurden mit der Note „befriedigend“ bewertet: Der BMW Helm Race (2,6), der MTR S-10 Carbon (2,7) und der Shark Spartan Carbon (2,7). „Ausreichend“ schnitten laut der Tester der Nishua NRX-1 Carbon und der Scorpion EXO 1400 Air (beide mit der Testnote 4,0) ab. Diese zwei Modelle werteten die Tester in der Kategorie „Passive Sicherheit und Unfallschutz“ ab. Mit der Note „mangelhaft“ durchgefallen ist das Modell NEXX X.G100 R Billy B. Der Helm versagte im Schlagtest mehrfach an einem normierten Schlagpunkt am Kinnbügel. Das macht ihn nach einem Sturz und auch bei einem Unfall unsicher.

Grundsätzlich betonen die Tester, dass die Hersteller gerne beim tatsächlichen Gesamtgewicht schummeln, um sich werbetechnisch einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen. Auch seien einige Modelle mit 85 Dezibel bei einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern noch deutlich zu laut. Die Tester kritisieren ferner, dass die Helme von X-Lite und HJC nicht regenfest seien.


Abb. 1: © Netzvergleich | Abb. 2: © ifeelstock / stock.adobe.com | Abb. 3–4: © Netzvergleich | Abb. 5: © Daxiao Productions / stock.adobe.com | Abb. 6: © Netzvergleich