Fahrradschloss Kaufberatung: So wÀhlen Sie das richtige Produkt
- Das Wichtigste in KĂŒrze
- Kein Fahrradschloss bietet einen hundertprozentigen Diebstahlschutz, hochwertige Modelle erhöhen die Sicherheit Ihres GefÀhrts aber enorm.
- Um es Dieben besonders schwer zu machen, sichern Sie Ihr Fahrrad mit zwei unterschiedlichen Schlosstypen.
- Bei der Wahl eines Fahrradschlosses heiĂt es, zwischen Sicherheit und Komfort abzuwĂ€gen.
- Den besten Diebstahlschutz bieten hochwertige BĂŒgelschlösser, sie sind allerdings sehr schwer und sperrig.
- Einen guten Kompromiss zwischen Sicherheit und FlexibilitÀt stellen Falt- und Kettenschlösser dar. Rahmen- und Kabelschlösser sind als alleiniger Diebstahlschutz nicht empfehlenswert.

Dieben das Leben schwermachen
FahrrĂ€der sind ein umweltfreundliches und gleichzeitig gesundes Transportmittel. Leider sind die zweirĂ€drigen Fortbewegungsmittel auch bei Dieben beliebt: Im Jahr 2019 registrierte die Polizei in Deutschland knapp 280.000 FĂ€lle von Fahrraddiebstahl. Da lĂ€ngst nicht alle DiebstĂ€hle der Polizei gemeldet werden, ist die Dunkelziffer vermutlich deutlich höher. Eine Ăbersicht des Portals Statista zeigt dennoch, dass die Anzahl polizeilich erfasster FahrraddiebstĂ€hle in den vergangenen Jahren zurĂŒckging. Mit knapp 360.000 FĂ€llen waren es im Jahr 2008 noch rund 80.000 registrierte DiebstĂ€hle mehr als 2019. Ein Grund fĂŒr den RĂŒckgang kann die VerfĂŒgbarkeit besserer Sicherungsoptionen sein, die den Dieben das Handwerk erschweren. Wer sein neues Fahrrad nicht gleich wieder loswerden möchte, sollte also in jedem Fall in ein gutes Fahrradschloss investieren.

Abschrecken und Zeit gewinnen
Einen hundertprozentigen Diebstahlschutz bietet kein Fahrradschloss â mit ausreichend Zeit und dem richtigen Werkzeug wie etwa Bolzenschneidern lĂ€sst sich auch die robusteste Variante knacken. Dennoch erhöhen hochwertige Modelle die Sicherheit des Fahrrads deutlich. Zum einen schrecken gute Fahrradschlösser Diebe bereits ab, zum anderen machen sie ihnen das Mitnehmen des Fahrrads möglichst schwer. Je lĂ€nger es dauert, das Schloss zu knacken, umso höher wird das Risiko, auf frischer Tat ertappt zu werden. Daher sollte ein Fahrradschloss einer Empfehlung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) zufolge mindestens drei Minuten lang gewaltsamen Aufbruchsversuchen standhalten. Der ADFC rĂ€t darĂŒber hinaus, in zwei Fahrradschlösser unterschiedlichen Typs zu investieren, da sich Fahrraddiebe hĂ€ufig auf eine Bauart spezialisieren.
Fahrradschlösser fĂŒr verschiedene Einsatzzwecke
Nach ihrer Bauart lassen sich Fahrradschlösser in fĂŒnf verschiedene Typen unterteilen. WĂ€hrend hochwertige BĂŒgel-, Kabel-, Ketten- und Faltschlösser eine hohe Sicherheit bieten, reichen Rahmenschlösser als alleiniger Schutz nicht aus, sondern eignen sich höchstens als zusĂ€tzliche Absicherung zusammen mit einem anderen Schlosstyp.
BĂŒgelschloss: Das Maximum an Sicherheit
BĂŒgelschlösser sind Experten zufolge die sicherste Schlossart. Sie bestehen aus zwei Teilen: einem groĂen, u-förmigen MetallbĂŒgel und einem geraden Verschlussriegel, in den der BĂŒgel gesteckt wird. Die beiden Bestandteile sind unbeweglich und aus gehĂ€rtetem Stahl gefertigt, was sie besonders robust und schwer durchtrennbar macht. Je dicker die BĂŒgel sind, umso schwieriger ist es, das Schloss zu knacken.
Allerdings sind hochwertige BĂŒgelschlösser mit einem Gewicht von etwa 1,5 bis 3,0 Kilogramm ziemlich schwer, sperrig und unhandlich. Dementsprechend mĂŒhsam ist der Transport ĂŒber weite Strecken. Fahrradbesitzer mĂŒssen also zwischen Komfort und Sicherheit abwĂ€gen. FĂŒr lange Fahrradtouren, auf denen das Rad zwischendurch kurz in Sichtweite abgestellt wird, ist ein schweres BĂŒgelschloss beispielsweise nicht unbedingt nötig. Zum lĂ€ngerfristigen AbschlieĂen vor der HaustĂŒr oder im einbruchgefĂ€hrdeten Keller bietet es dagegen einen hohen Diebstahlschutz. Beachten Sie, dass der BĂŒgel unflexibel ist, was die Wahl einer passenden Anschlussmöglichkeit erschwert. Viele Modelle sind beispielsweise zu klein, um das Fahrrad damit an einen dicken Laternenpfahl oder einen massiven Baum anzuschlieĂen.

Kettenschloss: Die flexible Alternative
Kettenschlösser bestehen aus massiven Stahlgliedern, die zum Schutz vor Rost meist mit Kunststoff oder Nylon ummantelt sind. Je dicker die Kettenglieder sind, umso mehr Sicherheit bieten die Schlösser. WĂ€hrend sich dĂŒnne Ketten mit Durchmessern von fĂŒnf oder sechs Millimetern innerhalb weniger Sekunden mit einem Bolzenschneider durchtrennen lassen, bieten dicke Kettenschlösser einen Ă€hnlich zuverlĂ€ssigen Diebstahlschutz wie BĂŒgelschlösser. Allerdings sind sie mit einem Gewicht von bis zu 4,5 Kilogramm noch schwerer als viele BĂŒgelschlösser.

Der groĂe Vorteil einer Kette gegenĂŒber einem BĂŒgelschloss ist die FlexibilitĂ€t. LĂ€ngere Kettenschlösser lassen sich beispielsweise problemlos durch Fahrradrahmen sowie Vorderrad fĂ€deln und um einen Laternenmast legen oder auch zum AnschlieĂen mehrerer FahrrĂ€der verwenden. Zudem können Sie die Kette zum Transport kompakt zusammenfalten.
Faltschloss: Ein guter Kompromiss zwischen handlich und sicher
Sogenannte Faltschlösser bestehen aus mehreren Teilen, die aus gehĂ€rtetem Stahl gefertigt und durch Gelenke miteinander verbunden sind. Somit lassen sie sich zusammenklappen und in einer mitgelieferten Halterung am Fahrrad verstauen. Sie wiegen zwischen 0,7 und 2,0 Kilogramm, also weniger als viele BĂŒgelschlösser. Dank robuster, recht breiter Glieder und Gelenke sind hochwertige Faltschlösser schwer zu knacken. Hierbei handelt es sich um einen guten Kompromiss zwischen Sicherheit und Komfort.

Faltschlösser sind weniger sperrig als BĂŒgelschlösser, aber nicht ganz so flexibel wie Ketten- oder Kabelschlösser. Mit ausreichend langen Modellen können Sie Ihr Fahrrad aber gut an breitere GegenstĂ€nde anschlieĂen. Faltschlösser sind zum Beispiel eine gute Lösung fĂŒr den Arbeitsweg. Sie transportieren das Schloss bequem am Fahrrad und schlieĂen Ihr Rad damit vor Ort vergleichsweise sicher ab.
Kabelschloss: Flexibel und leicht, aber weniger sicher
Einfache Kabelschlösser bestehen aus geflochtenen Stahlseilen mit einer Gummiummantelung. Sie sind flexibel und leicht, allerdings auch einfach zu knacken â ein Seitenschneider durchtrennt sie innerhalb weniger Sekunden. Zwar reichen solche Modelle aus, um beispielsweise ein altes Fahrrad beziehungsweise ein weiteres Schloss zusĂ€tzlich abzusichern oder das Fahrrad zum Brötchen-Holen kurz vor dem BĂ€cker anzuschlieĂen. Als alleiniger, lĂ€ngerfristiger Diebstahlschutz sind sie jedoch ungeeignet. Mehr Sicherheit bieten Panzerkabelschlösser, deren Stahlseile mit StahlhĂŒlsen ummantelt sind. Sie lassen sich deutlich schwerer durchtrennen als einfache Kabelschlösser. Im Vergleich zu hochwertigen BĂŒgel-, Ketten- oder Faltschlössern sind sie dennoch leichter zu knacken.

Der Pluspunkt der Kabelschlösser ist ihre komfortable Handhabung. Bei ausreichender LĂ€nge schlieĂen Sie Ihr Rad damit problemlos an breitere GegenstĂ€nde wie LaternenpfĂ€hle an. Mit einigen Modellen können Sie auch zwei FahrrĂ€der zusammen sichern. Zudem fallen Kabelschlösser beim Transport weniger ins Gewicht als schwere BĂŒgelschlösser.
Rahmenschloss: Nur als Zweitschloss empfehlenswert
Rahmenschlösser sind direkt in den Fahrradrahmen integriert und bei vielen RĂ€dern als Basisschutz verbaut. Sie befinden sich am Hinterrad, das beim AbschlieĂen durch einen Metallstift zwischen den Speichen blockiert wird. GĂŒnstige Modelle bestehen aus Kunststoff, hochwertigere aus Stahl. Rahmenschlösser sind sehr komfortabel, da sie lediglich geschlossen und nicht jedes Mal aufs Neue ums Rad gelegt werden mĂŒssen. Zudem sind sie die leichteste und gĂŒnstigste Schlossvariante, allerdings auch die unsicherste.

Warum ist ein Rahmenschloss nicht empfehlenswert?
Rahmenschlösser reichen als alleinige Diebstahlsicherung nicht aus. Sie können Ihr Fahrrad damit nicht an fest verankerte GegenstĂ€nde anschlieĂen. Stattdessen blockieren die Schlösser lediglich ein Rad und sind vielmehr eine Wegfahrsperre. Durch Anheben des gesicherten Hinterrads lĂ€sst sich das Fahrrad trotz Rahmenschloss problemlos wegschieben. DarĂŒber hinaus sind gĂŒnstige Modelle aus Kunststoff sehr leicht zu knacken. Teilweise reicht es aus, das verschlossene Rad anzuheben und auf den Boden fallen zu lassen. Als alleinige Absicherung sollten Sie das Rahmenschloss höchstens verwenden, wenn Sie Ihr Rad kurz in Sichtweite abstellen. Besser eignet es sich als zusĂ€tzlicher Diebstahlschutz, etwa zu einem sicheren Kettenschloss. Beispielsweise bietet der Hersteller Abus Kombinationen aus Rahmen- und Kettenschlössern an.
Die verschiedenen Fahrradschloss-Typen im Ăberblick
Die folgende Ăbersicht zeigt die wichtigsten Merkmale der verschiedenen Schlosstypen:
Schlossart | BĂŒgelschloss | Kettenschloss | Faltschloss | Kabelschloss | Rahmenschloss |
---|---|---|---|---|---|
Diebstahlschutz | Sehr hoch | Hoch | Hoch | Niedrig | Sehr niedrig |
FlexibilitÀt | Keine | Hoch | Mittel | Hoch | Keine |
Gewicht | 1,5â3,0 kg | 0,7â4,5 kg | 0,7â2,0 kg | 0,2â1,0 kg | 0,5â1,0 kg |
Preis | 30â250 ⏠| 15â200 ⏠| 20â150 ⏠| 5â100 ⏠| 10â50 ⏠|
Beispielmodelle | Abus Granit Xplus, Trelock BS 450 | Kryptonite New York Chain, Abus Granit Xplus | Abus Bordo Granit XPlus, Trelock FS 460 | Abus Citychain, On-Guard Beast | Abus Amparo, AXA Defender |
Welche SchlieĂmöglichkeiten gibt es?
UnabhĂ€ngig von der Schlossart gibt es verschiedene SchlieĂmechanismen. Der Klassiker ist der SchlieĂzylinder mit SchlĂŒssel. Diese Variante ist laut ADFC auch die sicherste. Wer keinen SchlĂŒssel mit sich fĂŒhren will, findet in einem Zahlenschloss eine gute Alternative. HierfĂŒr mĂŒssen Sie sich je nach Modell einen drei- bis fĂŒnfstelligen Code merken, mit dem Sie das Schloss öffnen. Die Digitalisierung macht auch vor Fahrradschlössern nicht halt: Anstelle eines SchlĂŒssels oder Codes können Sie einige Modelle per App mit dem Smartphone öffnen und schlieĂen.
Die Vor- und Nachteile der drei SchlieĂoptionen beleuchten wir im Folgenden:

Zylinderschloss
Zylinderschlösser, vor allem Modelle mit Drehscheibenzylinder, sind sehr sicher. Solange Sie Ihren SchlĂŒssel bei sich haben, ist das Schloss ohne Gewalt kaum zu öffnen. Das sogenannte Lock-Picking mit speziellem Werkzeug wird in der Praxis kaum angewandt. DarĂŒber hinaus sind Zylinderschlösser mit dem SchlĂŒssel unkompliziert ver- beziehungsweise aufschlieĂbar. Hochwertige Modelle haben ein LED-Licht am SchlĂŒssel, welches das AufschlieĂen im Dunkeln erleichtert. Allerdings besteht immer das Risiko, den SchlĂŒssel zu verlegen oder zu verlieren. Zudem kann er verbiegen oder im Schloss abbrechen.

Zahlenschloss
Beim Zahlenschloss gilt: Je mehr Stellen es hat, umso schwieriger lĂ€sst sich der Code erraten. Ein dreistelliges Schloss ist nicht zu empfehlen, sicherer sind vier- und fĂŒnfstellige Modelle. Der Vorteil gegenĂŒber dem Zylinderschloss: Es gibt keinen SchlĂŒssel, den Sie verlegen oder verlieren können. DafĂŒr besteht das Risiko, den Zahlencode zu vergessen oder beim Einstellen der Kombination ausgespĂ€ht zu werden. Bei der Wahl eines Zahlenschlosses sollten Sie unbedingt darauf achten, dass Sie die Kombination Ă€ndern können.

App-Fahrradschloss
Elektronische Fahrradschlösser, die mit dem Smartphone gesteuert werden, sind besonders komfortabel. Sie benötigen weder einen SchlĂŒssel noch eine Zahlenkombination. Je nach Modell schlieĂt sich das Schloss sogar automatisch, sobald Sie sich vom Fahrrad entfernen, und alarmiert Sie bei einem Aufbruchversuch via App. Allerdings mĂŒssen Sie den Akku des Schlosses regelmĂ€Ăig laden. Zudem haben die smarten Fahrradschlösser die Nachteile, dass sie noch teurer und weniger sicher sind als die Alternativen. Meist handelt es dabei nĂ€mlich um Rahmenschlösser. AuĂerdem stellt die Verbindung zwischen Schloss und Smartphone ein neues Sicherheitsrisiko dar.
App-Schloss öffnen bei leerem Akku?
App-Schlösser mögen besonders komfortabel sein, doch bleibt die Frage, wie sich das Schloss öffnen lĂ€sst, wenn sein Akku leer ist. Eine Art NotfallschlĂŒssel bieten die smarten Modelle bislang nicht. Stattdessen warnen sie ihre Besitzer bei niedrigem Akkustand. Verabschiedet sich der Akku, bevor sie das Schloss öffnen können, mĂŒssen Nutzer es beispielsweise ĂŒber eine Powerbank mit Strom versorgen, sofern sie es nicht gewaltsam öffnen möchten.
Wie finde ich das richtige Fahrradschloss?
Auch innerhalb der verschiedenen Schlosstypen unterscheiden sich die Modelle teilweise stark voneinander. FĂŒr die Sicherheit, die das Schloss bietet, ist neben dem SchlieĂmechanismus vor allem das Material ausschlaggebend, das auch das Gewicht bestimmt. Eine Orientierung bieten PrĂŒfsiegel sowie die Sicherheitslevel der Hersteller. Je nachdem, woran Sie Ihr Rad anschlieĂen möchten, spielt zudem die GesamtlĂ€nge des Schlosses eine Rolle. DarĂŒber hinaus sind einige Modelle mit einem akustischen Alarm ausgestattet.
Material
Besonders robust und unnachgiebig sind Fahrradschlösser aus gehĂ€rtetem Stahl. Idealerweise besteht das Schloss durchgĂ€ngig aus diesem Material. Das ist bei den meisten BĂŒgelschlössern sowie hochwertigen Falt- und Kettenschlössern der Fall. Vor allem bei schweren Kettenschlössern sollten Sie auf eine abfedernde Textil- oder Kunststoffummantelung achten. Sie schĂŒtzt den Lack Ihres Fahrrads vor Kratzern, wenn die schwere Kette beim AnschlieĂen dagegen schlĂ€gt. Auch Kabelschlösser sind ĂŒblicherweise ummantelt. Sie sind aus Stahlseilen zusammengesetzt, die vergleichsweise leicht zu durchtrennen sind. Bei sogenannten Panzerkabelschlössern bietet eine Stahlummantelung zusĂ€tzlichen Schutz.
Gewicht
GehĂ€rteter Stahl ist kein leichtes Material, zudem gilt: Je dicker die Schlosskomponenten sind, desto schwerer durchtrennbar sind sie. Ein sicheres Schloss bringt also viel Gewicht auf die Waage. Besonders schwer sind robuste Kettenschlösser mit bis zu 4,5 Kilogramm, dicht gefolgt von BĂŒgelschlössern mit bis zu 3,0 Kilogramm. Etwas leichter fallen Faltschlösser aus: Schwere Modelle wiegen etwa 2,0 Kilogramm. Bei allen drei Schlosstypen sollten Sie ein Modell mit mindestens 1,5 Kilogramm wĂ€hlen, um auf Nummer sicher zu gehen. Wer nach einem besonders leichten Schloss sucht, wird bei Kabel- und Rahmenschlössern fĂŒndig. Beide Varianten gibt es mit Gewichten unter 0,5 Kilogramm. Solche Leichtgewichte eignen sich allerdings nur als Zweitschloss zur zusĂ€tzlichen Absicherung oder zum kurzfristigen AbschlieĂen in Sichtweite.
PrĂŒfsiegel
Schlösser, die robust und sicher aussehen, sind nicht immer auch schwer zu knacken. Auskunft ĂŒber die Sicherheit der verschiedenen Modelle geben Siegel unabhĂ€ngiger PrĂŒfinstitutionen. VerlĂ€ssliche QualitĂ€tsnachweise sind unter anderem das ADFC- und das VdS-Siegel. Schlösser mit diesen Zertifizierungen wurden nach der Norm DIN EN 15496 geprĂŒft. Die Tests umfassen je nach Bauart des Schlosses SĂ€gen, Bohren und Kneifen mit diversen Spezialwerkzeugen sowie gezielte Angriffe auf den SchlieĂzylinder. DarĂŒber hinaus mĂŒssen die Fahrradschlösser den TiefkĂŒhltest bestehen, um ein GĂŒtesiegel zu erhalten. Hierbei wird das komplette Schloss auf minus 20 Grad Celsius heruntergekĂŒhlt und im Anschluss mit Hammer und MeiĂel bearbeitet.

VdS â Vertrauen durch Sicherheit
Das VdS-Siegel wird vom Verband der Schadensversicherer herausgegeben. Er stuft die VdS-geprĂŒften Zweiradschlosser in die Klassen âAâ und âBâ ein. Schlösser der Klasse A eignen sich zum AnschlieĂen von FahrrĂ€dern, Modelle der Klasse B fĂŒr MotorrĂ€der. Mit AusfĂŒhrungen, die mit dem Zusatzzeichen â+â gekennzeichnet sind, können Sie Ihr Zweirad gut an festverankerte GegenstĂ€nde wie GelĂ€nder anschlieĂen. Im VdS-PrĂŒfverfahren werden die Schlösser auf ihre Funktionssicherheit, ZuverlĂ€ssigkeit, WitterungsbestĂ€ndigkeit und Handhabung getestet.
ADFC â Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
Der ADFC setzt sich fĂŒr die Verkehrswende in Deutschland und gut ausgearbeitete Radverkehrsnetze ein. Er informiert nicht nur auf seiner Website ĂŒber Fahrradschlösser, sondern vergibt auch das GĂŒtesiegel âADFC-empfohlene QualitĂ€tâ. Um dieses zu erhalten, mĂŒssen die Schlösser einer LaborprĂŒfung und einem Praxistest standhalten. Zudem bewertet der ADFC die Handhabbarkeit. Von dem ADFC-Versicherungspartner Pergande und Pöthe gibt es eine Liste der vom ADFC geprĂŒften und anerkannten Fahrradschlösser. In dieser finden sich BĂŒgel-, Falt-, Ketten- und Panzerkabelschlösser der Hersteller Abus, Trelock, Kryptonite sowie AXA Stenmann.
Sicherheitsklasse
Neben GĂŒtesiegeln unabhĂ€ngiger Testinstitute geben verschiedene Sicherheitsklassen einiger Anbieter Auskunft ĂŒber den Diebstahlschutz eines Fahrradschlosses. Dabei ist zu beachten, dass die Hersteller ihre Sicherheitslevel selbst festlegen. Sie eignen sich also zum Vergleich von Schlössern desselben Fertigers, nicht aber von Modellen unterschiedlicher Unternehmen. Abus und AXA unterteilen ihre Schlösser beispielsweise in 15 Sicherheitsstufen, wĂ€hrend es bei Kryptonite zehn und bei Trelock nur sechs Klassen gibt.
Handhabung und MaĂe
Je lĂ€nger ein Schloss ist, umso einfacher können Sie Ihr Fahrrad damit an festverankerte GegenstĂ€nde anschlieĂen. Mehr LĂ€nge bedeutet allerdings auch mehr AngriffsflĂ€che und ein höheres Gewicht. Die gröĂte Reichweite bieten Kabelschlösser mit LĂ€ngen von bis zu zwei Metern. Sie sind damit ideal, um mehrere FahrrĂ€der zusammenzuschlieĂen. Bei den schwereren Ketten- und Faltschlössern achten Hersteller mehr auf Gewichtsreduktion, weshalb die Reichweite meist auf 0,7 bis 1,0 Meter begrenzt ist. Die geringste Reichweite haben BĂŒgelschlösser mit 0,2 bis 0,5 Meter. Sie eignen sich schlecht zum ZusammenschlieĂen mehrerer RĂ€der und nur bedingt zum AnschlieĂen an GegenstĂ€nde. Gar keine Reichweite hat das Rahmenschloss, das lediglich als Wegfahrsperre dient.

Akustischer Alarm
Vor allem smarte Fahrradschlösser, die sich per Bluetooth mit dem Smartphone verbinden lassen, sind meist mit einer Alarm-Funktion ausgestattet. Mittlerweile gibt es aber auch Zylinder- und Zahlenschlösser mit diesem Zusatz-Feature, etwa das Faltschloss Abus Bordo Alarm 6000 A. Fahrradschlösser mit akustischem Alarm werden in der Regel mit Batterien betrieben und stellen sich beim SchlieĂen selbststĂ€ndig scharf. Macht sich jemand an dem Schloss zu schaffen, ertönt ein lautes Signal, das Diebe abschreckt und die Aufmerksamkeit von Passanten auf sich zieht.
Wie viel kostet ein sicheres Fahrradschloss?
GĂŒnstige Rahmen- und Kabelschlösser sind bereits ab Preisen unter zehn Euro erhĂ€ltlich. Der ADFC rĂ€t allerdings vom Kauf eines SchnĂ€ppchenschlosses ab, da hochwertige Materialien und sichere Schlosszylinder nun einmal teuer sind. Die Preise guter Falt-, BĂŒgel- und Kettenschlösser beginnen bei etwa 50 Euro. Das ist auch der Mindestwert, den viele Fahrradversicherungen als Voraussetzung festlegen, um fĂŒr einen Fahrraddiebstahl aufzukommen. Der TĂV SĂŒd empfiehlt, sich beim Kauf eines Fahrradschlosses nach dem Preis des Fahrrads zu richten: FĂŒnf bis zehn Prozent des Radpreises sollten Verbraucher fĂŒr den Schlosskauf einplanen. Diese Faustregel lĂ€sst sich allerdings bei sehr hochpreisigen FahrrĂ€dern kaum umsetzen. Bei solchen Modellen ist es ratsam, sie mit einem weiteren Schlosstyp abzusichern.
Sicherheitsklassen verschiedener Hersteller
Zu den bekanntesten Fahrradschloss-Herstellern zÀhlen Abus, AXA, Kryptonite und Trelock. Sie unterteilen ihre Fahrradschlösser jeweils in eigens festgelegte Sicherheitsklassen.
Abus â 15 Sicherheitsstufen
Abus teilt seine Fahrradschlösser nach Zylindertechnik, BĂŒgel- beziehungsweise KettenstĂ€rke sowie Bedienbarkeit in 15 Sicherheitsklassen ein:
Level | 1â4 | 5â9 | 10â15 |
---|---|---|---|
Diebstahlschutz | Grundlegend | Erhöht | Maximal |
Empfohlenes Diebstahlrisiko | Gering | Gering bis mittel | Hoch |
Empfohlener Fahrradwert | GĂŒnstig | Mittel | Hochwertig |
Beispielmodell | Abus RACER 660 SHADOW | Abus Ugrip Bordo 570/80C | Abus Bordo Granit XPlus 6500/85 |
AXA â 15 Sicherheitsstufen
Bei AXA gibt es wie bei Abus fĂŒr Fahrradschlösser 15 Sicherheitslevel, fĂŒr MotorrĂ€der sogar 25. Die Sicherheitsklassen nennen sich hier âSafety-Indexâ und bewerten die Aufbruchsicherheit.
Safety-Index | 1â6 | 7â9 | 10â15 |
---|---|---|---|
Diebstahlschutz | Basis-Sicherheit | Mittlere Sicherheit | Hohe Sicherheit |
Empfohlener Einsatzzweck | Bei geringem Diebstahlrisiko | Als Zweitschloss | FĂŒr teure FahrrĂ€der |
Beispielmodell | AXA Newton Kabelschloss | AXA Toucan Faltschloss | AXA Linq Kettenschloss |
Kryptonite â 10 Sicherheitsstufen
Bei Kryptonite gibt es Fahrradschlösser in zehn Sicherheitsstufen, wobei eine 1 eine Abschreckungswirkung und eine 10 die ultimative Sicherheitsstufe bedeutet:
Sicherheitsstufe | 1â3 | 4â6 | 7â8 | 9â10 |
---|---|---|---|---|
Diebstahlschutz | Gering | Gering bis mittel | Mittel bis hoch | Hoch |
Geeigneter Abstellort | LĂ€ndliche Gegend | InnerstĂ€dtisch | GroĂstadt | Ballungsgebiet |
Geeignete Anschlusszeit | Kurz | Kurz | GanztĂ€gig | Ăbernacht |
Beispielmodell | Kryptonite Kryptoflex 1265 Kabelschloss | Kryptonite Keeper 510 Faltschloss | Kryptonite Evolution Serie 4 Standard | Kryptonite New York Lock Standard |
Trelock â 6 Sicherheitsstufen
Der Hersteller Trelock teilt seine Fahrradschlösser in die âSecurity Levelâ 1 bis 6 ein. WĂ€hrend sich Modelle mit der Stufe 1 lediglich als Zusatzsicherung bei kurzen Stopps eignen, bieten Schlösser mit dem Level 6 auch bei Nacht einen zuverlĂ€ssigen Diebstahlschutz.
Security Level | 1â2 | 3â4 | 5â6 |
---|---|---|---|
Diebstahlschutz | Basissicherheit | Mittlere Sicherheit | Hohe Sicherheit |
Empfohlener Einsatzzweck | Zusatzsicherung | Zusatz- und Hauptsicherung | Zusatz- und Hauptsicherung |
Empfohlene Abstelldauer | Kurze Stopps | TagsĂŒber | Tag und Nacht |
Empfohlener Fahrradwert | Mittelpreisig | Mittel- bis hochpreisig | Hochpreisig |
Beispielmodell | Trelock SK 210 | Trelock U4 Plus | Trelock U6 |
WeiterfĂŒhrende Testberichte
Achtung: Hierbei handelt es sich um einen Vergleich. Wir haben die Fahrradschlösser nicht selbst getestet.
Die Verbraucherorganisation Stiftung Warentest veröffentlichte zuletzt im Mai 2019 einen Fahrradschloss-Test. Insgesamt 20 Schlösser prĂŒften die Tester auf Herz und Nieren, darunter acht BĂŒgel-, sieben Falt- und fĂŒnf Kettenschlösser. Die Preise der getesteten Schlösser liegen zwischen 35 und 130 Euro. Als Testkriterien zogen die Tester die folgenden vier heran:
- Aufbruchsicherheit (70 Prozent der Gesamtwertung)
- Handhabung (20 Prozent der Gesamtwertung)
- Haltbarkeit (5 Prozent der Gesamtwertung)
- Schadstoffe (5 Prozent der Gesamtwertung)
Unter anderem versuchten ein Experte sowie zwei erfahrene PrĂŒfer jeweils drei Minuten lang, die Schlösser mit verschiedenen Werkzeugen wie SĂ€gen und Bolzenschneidern zu knacken. FĂŒr die HaltbarkeitsprĂŒfung verbrachten die Fahrradschlösser 96 Stunden in einer SalzsprĂŒhkammer. Die Testergebnisse sind durchwachsen: Lediglich fĂŒnf der 20 Schlösser im Test erzielten die Bewertung âGutâ, zehn erhielten ein âBefriedigendâ, eines ein âAusreichendâ und die ĂŒbrigen vier ein âMangelhaftâ. Der Test der Stiftung Warentest zeigt allerdings auch, dass es unter allen drei getesteten Schlosstypen gute Modelle gibt. Die Testsieger unter den BĂŒgelschlössern waren das Abus Granit XPlus (Note 1,6) und das gĂŒnstige Decathlon BâTwin 940 (Note 2,0). Beide ĂŒberzeugten mit ihrer Aufbruchsicherheit, sind aber mit 1,5 beziehungsweise 2,0 Kilogramm vergleichsweise schwer und unhandlich. Das Abus-BĂŒgelschloss punktete zudem mit seiner guten Halterung. Als einzig sicheres Faltschloss im Test und somit als Testsieger erwies sich das Abus Bordo Granit XPlus mit der Gesamtnote 1,9. Bei den Kettenschlössern empfiehlt die Stiftung Warentest das Abus Citychain und das Kryptonite Kryptolock 990, die jeweils mit der Gesamtnote 2,0 abschnitten. Ărgerlich bei allen Kettenschlössern im Test: Sie bringen keine Halterung zur komfortablen Befestigung am Fahrrad mit.
Mit einem âMangelhaftâ wurden dagegen das BĂŒgelschloss Contec Powerloc, das Faltschloss Luma Carpenter sowie die Kettenschlösser XLC Dr. Mabuse und Abus Tresor abgestraft. Bei den Modellen Contex Powerloc und XLC Dr. Mabuse stellten die Tester eine starke Belastung mit der potenziell krebserregenden Chemikalie Naphthalin fest. Das Luma Carpenter und das Abus Tresor hielten den Aufbruchversuchen der Tester nur wenige Sekunden stand.
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