Kurbelradio Kaufberatung: So wählen Sie das richtige Produkt

  • Das Wichtigste in Kürze
  • Kurbelradios werden mit Muskelkraft betrieben. Sie benötigen weder Batterien noch einen Stromanschluss.
  • Kurbeln ist oft nicht die einzige Möglichkeit, das Radio zu laden – viele Modelle verfügen außerdem über ein kleines Solarpanel.
  • Die meisten Kurbelradios sind mit Extras wie einer Taschenlampe oder einem USB-Anschluss ausgestattet.
  • Der Signalton, den Kurbelradios bei Bedarf aussenden, kann in der Not ein wahrer Lebensretter sein.

Das Kurbelradio – jederzeit und überall einsatzbereit

Um Nachrichten oder Musik zu hören, braucht man heute kein Radio mehr – das funktioniert auch mit vielen anderen Geräten. Ein Kurbelradio wirkt im Vergleich zu Smartphone und Tablet besonders altmodisch. Doch im Notfall, wenn Strom und Mobilfunknetz wegbleiben, schlägt die Stunde des Kurbelradios. Dabei handelt es sich nicht um Panikmache: Selbst das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät BürgerInnen, für den Notfall ein Kurbelradio bereitzuhalten, denn im Falle eines Unglücks ist das Radio eine zuverlässige Informationsquelle.

Kurbelradios – oft auch Dynamoradios oder Notfallradios genannt – werden mit einer Kurbel angetrieben und benötigen somit weder Batterien noch einen Stromanschluss. Moderne Kurbelradios sind längst nicht so archaisch, wie das Konzept klingt. Viele lassen sich zusätzlich mit Batterien bestücken oder verfügen über ein kleines Solar-Panel, das ebenfalls Strom liefert. Auch ein USB-Anschluss ist keine Seltenheit. Damit laden Sie im Notfall auch ihr Handy durch Drehen der Kurbel.

Auch Kurbelradios haben einen Akku

Zwar ist für Kurbelradios auch der Name Dynamoradio geläufig, dennoch muss nicht – wie etwa beim Fahrrad – durchgängig gekurbelt werden, um das Radio zu betreiben. Durch das Kurbeln wird der integrierte Akku aufgeladen. Es reicht also aus zu kurbeln, bis ein ausreichender Ladestand erreicht ist.

Wer braucht ein Kurbelradio?

Ein Kurbelradio sollte in keinem Notfallgepäck fehlen. Doch nicht nur im Katastrophenfall ist es sinnvoll, eines der praktischen Geräte zu besitzen. Im Gegensatz zum Handy ist ein Kurbelradio wetterbeständig, weshalb es auch in vielen Wanderrucksäcken seinen festen Platz hat.

Eine weitere Zielgruppe für Kurbelradios sind also Outdoor-Fans und andere AbenteurerInnen, die in der freien Natur fernab der Zivilisation unterwegs sind. Hier hilft das Kurbelradio aus, wenn keine Internetverbindung am Smartphone besteht. Wer in einer abgelegenen Gegend in eine Notlage gerät, kann mithilfe des Notfalltons, den das Radio aussendet, HelferInnen auf sich aufmerksam machen.

Arbeit geht oft leichter von der Hand, wenn dabei Musik läuft. Nicht auf jeder Baustelle besteht allerdings die Möglichkeit, eine Steckdose zu nutzen. Außerdem sind die Bedingungen dort für Elektrogeräte oft schwierig, da Staub und sonstiger Schmutz nicht zu vermeiden sind – wie praktisch, dass die meisten Kurbelradios sowohl staub- als auch wasserdicht sind. Das macht sie zu idealen Baustellenradios.

Darauf sollten Sie beim Kauf eines Kurbelradios achten

Um stets informiert zu bleiben, muss Ihr Kurbelradio auch die relevanten Kanäle empfangen. In Deutschland senden die meisten Rundfunkprogramme auf UKW beziehungsweise FM. Nur wenige Kurbelradios beherrschen den modernen digitalen Übertragungsstandard DAB+. Ein Solarpanel sorgt bei ausreichender Sonneneinstrahlung ganz automatisch für Strom – ohne anstrengendes Kurbeln. Über einen USB-Anschluss versorgt ein Kurbelradio auch andere Geräte mit Energie, etwa Ihr Smartphone.

Empfangsbereich – achten Sie auf UKW und DAB

Ein Kurbelradio, mit dem sich nichts empfangen lässt, ist nutzlos. Das Bauteil eines Radios, das die von einem Sender übertragenen Signale empfängt, ist der sogenannte Tuner. Alle Kurbelradios sind in der Lage, den klassischen Rundfunk auf Ultrakurzwelle (UKW) zu empfangen. In Katastrophenfällen spielen UKW-Radios eine wichtige Rolle, um die Bevölkerung zu informieren. Die Ausstrahlung von UKW-Radioprogrammen erfolgt im Frequenzbereich zwischen 87,6 und 107,9 Megahertz.

Manchmal fehlt die Kennzeichnung UKW auf einem Kurbelradio. Wenn Sie stattdessen die Bezeichnung FM finden, können Sie beruhigt sein, denn die Begriffe UKW und FM sind gleichbedeutend. FM steht für „Frequenzmodulation“ und damit für die Technik, mit der UKW-Programme übertragen werden. Die Bezeichnung FM ist im englischsprachigen Raum geläufig.

Ansicht eines Kurbelradios mit Bedienknoepfen
Über den Regler lassen sich verschiedene Frequenzen auswählen.

„Digital Audio Broadcasting“ (DAB) und dessen Weiterentwicklung DAB+ gewinnen zunehmend an Bedeutung, auch wenn der analoge UKW-Hörfunk nach wie vor der wichtigste Verbreitungsweg ist. DAB und DAB+ sind zwar digital, aber nicht mit Internetradio gleichzusetzen. Ähnlich wie DVBT beim Fernsehen nutzen DAB beziehungsweise DAB+ die klassische Methode der Signalausbreitung über ein Netz von Sendern. Somit wird keine Internetverbindung benötigt. Vorteile gegenüber UKW sind die stabilere Verbindung, der bessere Sound und das Fehlen einer Frequenzsuche. Da DAB eine Zukunftstechnologie ist, ist es als Plus anzusehen, wenn ein Kurbelradio damit ausgerüstet ist.

Manche Kurbelradios sind auch in der Lage, den Mittelwellenrundfunk zu empfangen. Dieser ist an Radios mit MW oder AM gekennzeichnet. Während das Senden auf Mittelwelle in den letzten 20 Jahren in Europa stark an Bedeutung verloren hat, ist es in den USA nach wie vor eine feste Größe. Für Interessierte aus dem deutschen Sprachraum ist die Möglichkeit, Mittelwelle zu empfangen, kein relevantes Kaufkriterium.

Robuste Bauform und stabile Kurbel

Im Extremfall kann das Überleben von der Funktionalität eines Kurbelradios abhängen. Wie bei vielen anderen Geräten auch gibt es bei Dynamo-Radios mitunter gravierende Unterschiede in Sachen Qualität.

Neben einer robusten Verarbeitung ist es wichtig, dass ein Kurbelradio auch Umwelteinflüssen trotzt. Um das herauszufinden, müssen Sie auf die IP-Schutzklassen achten. Das Kürzel „IP“ steht für „ingress protection“, also Schutz vor Eindringen. Der Grad des Schutzes wird mit zwei Ziffern angegeben: Die erste steht für den Schutz gegen Fremdkörper wie Staub, die zweite für den Schutz gegen Feuchtigkeit beziehungsweise Wasser. Ein Gerät mit der Schutzklasse IP68 ist sowohl staub- als auch wasserdicht. Achten Sie vor allem auf die zweite Ziffer, denn viele Kurbelradios sind nur vor Spritzwasser geschützt, nicht aber wasserdicht.

Die Energie für den Betrieb des Kurbelradios wird durch Drehen der Kurbel erzeugt. Diese muss ausreichend groß sein, um sie komfortabel drehen zu können. Bei einer zu kleinen Kurbel stellt sich schnell Müdigkeit ein und die Hand krampft. Da das Radio ohne Kurbel funktionslos ist, muss diese stabil verbaut sein.

Je leichter ein Kurbelradio ist, desto besser lässt es sich transportieren. Besonders mobile Modelle wiegen nur rund 300 Gramm. Gerade Outdoor-Begeisterte achten auf jedes Gramm im Wanderrucksack. Da sie lange Strecken zurücklegen und viel Zeit in der Natur verbringen, müssen sie alles Notwendige im Rucksack haben – neben Kleidung und Verpflegung gehören dazu auch Notfallhelfer. Wer ein Kurbelradio ausschließlich für den Notfall im eigenen Zuhause sucht, muss weniger auf Größe und Gewicht achten.

Akku-Kapazität

Der durch das Kurbeln erzeugte Strom wird in einem Akku gespeichert. Hier ist die Rechnung einfach: Je mehr Milliamperestunden, desto mehr Akkuleistung. Ein Kurbelradio-Akku sollte mindestens eine Kapazität von 4.000 Milliamperestunden haben. Akkus mit einer solchen Größe finden sich auch in vielen Smartphones.

Mehrere tausend Milliamperestunden – das klingt erst einmal gut. Doch wie lang bleibt ein Kurbelradio eigentlich eingeschaltet? Das hängt davon ab, wie lange zuvor gekurbelt wurde. Ein Mittelwert ist, dass eine Minute Kurbeln für 20 Minuten Betrieb sorgt. Wer fünf Minuten kurbelt, kann also eine Stunde lang Radio hören. Manche Kurbelradios liegen etwas unter, andere etwas über diesem Wert. Wenn neben dem Hörfunk andere Funktionen wie etwa die Taschenlampe eingeschaltet sind, verkürzt sich die Akkulaufzeit.

Sonnenenergie mit einem Solarpanel tanken

Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, verfügen hochwertige Kurbelradios außerdem über ein kleines Solarpanel. Dieses funktioniert selbstverständlich nur unter offenem Himmel, im Keller ist es nutzlos. Bei ausreichend Sonnenlicht brauchen NutzerInnen überhaupt nicht Hand an die Kurbel zu legen – das spart Muskelkraft. In den meisten Fällen ist die Solarzelle als kleines Panel auf der Oberseite des Kurbelradios angebracht. Es ist von Vorteil, wenn sich das Solarpanel herausklappen lässt, um es besser zur Sonne hin auszurichten.

Solarpanel auf der Oberseite eines Kurbelradios
Die Ausstattung mit einem kleinen Solarpanel kann als Standard angesehen werden.

Taschenlampe – unabhängige Lichtquelle

Ein gut ausgestattetes Kurbelradio sollte sich nicht nur auf die Funktion als Empfangsgerät beschränken. Tatsächlich verfügen die allermeisten Notfallradios auch über eine eingebaute Taschenlampe, die dank des Dynamos nicht nur unabhängig vom Stromnetz, sondern auch von anderen Energiequellen wie Batterien ist. Die LED-Lampe befindet sich an einer Seite des Geräts. Dank ihr steht Ihnen in nahezu jeder Notlage eine Lichtquelle zur Verfügung.

Ein weiterer Vorteil: Mit der Taschenlampe lässt sich in einer Notlage auch Aufmerksamkeit erzeugen. Durch Ein- und Ausschalten der Lampe ist es beispielsweise möglich, einen Morsecode zu übermitteln.

Einsatz als Ladegerät

Wer längere Zeit abseits der Zivilisation unterwegs ist oder sich in einer Notlage befindet, weiß die Vorteile eines Smartphones zu schätzen, allen voran die GPS-Navigation. Bei intensiver Nutzung sinkt der Akkustand eines Handys allerdings schnell auf null. Wer ein gut ausgestattetes Kurbelradio dabei hat, kann jedoch das Smartphone mit selbst erzeugter Energie versorgen.

Handy wird ueber ein Kurbelradio geladen
Im Notfall fungiert das Kurbelradio als Ladegerät fürs Handy.

Der größte Vorteil eines Dynamo-Kurbelradios ist die Umwandlung von Muskelkraft in Strom. Ein Kurbelradio mit USB-Anschluss ist in der Lage, Akkus anderer USB-Geräte aufzuladen. Statt in einen Steckdosen-Adapter stecken Sie Ihr herkömmliches Ladekabel in das Kurbelradio und drehen darauf los. Diese zweifellos praktische Funktion ist allerdings nur als Hilfe in größter Not gedacht. Da die meisten Kurbelradios nur einen geringen Strom von etwa 300 Milliampere liefern, wäre es nötig, fast zehn Stunden lang zu kurbeln, um einen herkömmlichen Smartphone-Akku vollständig zu laden.

Ein weiterer kleiner Wermutstropfen: Trotz USB-Anschluss sind Kurbelradios nicht in der Lage, MP3-Dateien von einem USB-Speichermedium abzuspielen. Der USB-Port dient ausschließlich der Energieversorgung. Auch eine Bluetooth-Funktion ist bei Kurbelradios in der Regel nicht vorhanden.

Kopfhörereingang ist meist vorhanden

Mit Kopfhörern können Sie unbemerkt Nachrichten beziehungsweise Musik hören oder das Radioprogramm einfach allein genießen. Die meisten Kurbelradios verfügen über einen Kopfhöreranschluss für ein herkömmliches Klinkenkabel. Hier lassen sich auch bessere externe Boxen anschließen.

Notfall-Signal – Aufmerksamkeit in Notlagen erzeugen

Viele Kurbelradios sind als Notfallradios konzipiert. Aus diesem Grund verfügen sie über einen Notfallton, mit dem Personen, die in Not geraten sind, auf sich aufmerksam machen können. Dabei handelt es sich in der Regel um einen lauten, hohen Ton, der garantiert die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf sich zieht. Wer verletzt oder verirrt ist, kann mithilfe des Tons HelferInnen zu seiner oder ihrer Position lotsen.

Manche sehr hochwertige Kurbelradios verfügen zusätzlich sogar über eine eingebaute Hundepfeife. Diese erzeugt einen speziellen Signalton, den zwar Menschen nicht hören, Hunde dafür sehr wohl. Rettungshunde hören den Ton bereits aus großer Distanz und finden dadurch die Geräuschquelle auf.

Was kostet ein Kurbelradio?

Kurbelradios sind eine sinnvolle Anschaffung für Outdoor-Fans sowie alle, die sich optimal auf einen Notfall vorbereiten wollen. Doch was kosten die praktischen Geräte? Für ein gutes Kurbelradio müssen Sie 30 bis 70 Euro einplanen. Diese Geräte sind im Funktionsumfang oft recht ähnlich, weshalb Gewicht und Größe für die Kaufentscheidung ausschlaggebend sein können. Besonders robuste Premium-Kurbelradios mit vielen Funktionen erhalten Sie ab 90 Euro. Mehr als 120 Euro sollten Sie für ein Kurbelradio nicht ausgeben.

Warum rät das BKK zum Kauf eines Kurbelradios?

Heutzutage erhalten wir aktuelle Informationen nahezu ausschließlich über Geräte, die auf das Stromnetz angewiesen sind. Brechen in Katastrophenfällen wie Hochwasser oder schweren Schneestürmen die Stromnetze zusammen, fallen auch Fernseher oder Internet als Informationsquellen aus. In vielen Fällen bleibt dann nur noch der Rundfunk als Kontakt zur Außenwelt. Kurbelradios benötigen weder eine Steckdose noch Batterien und gewährleisten so, dass Sie und Ihre Familie auch im Notfall über die Lage informiert bleiben.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt daher, zu Hause stets ein sogenanntes Notgepäck griffbereit zu halten, das neben einem Kurbelradio folgende Dinge enthalten sollte:

  • Rucksack mit ausreichend Stauraum
  • Taschenlampe samt Ersatzbatterien
  • Erste-Hilfe-Kit
  • Schlafsack
  • Multi-Tool
  • Campingkocher
  • Powerbank

Weiterführende Testberichte

Achtung: Hierbei handelt es sich um einen Vergleich. Wir haben die Kurbelradios nicht selbst getestet.

Beim Kauf eines Kurbelradios sind Qualität und Zuverlässigkeit besonders wichtig, schließlich muss das Radio im Notfall einwandfrei funktionieren. Die Website des Verbrauchermagazins Stiftung Warentest etablierte sich als erste Anlaufstelle für unabhängige, seriöse und nachvollziehbare Produkttests. Wer nach einem Kurbelradio-Test sucht, wird bei der Verbraucherorganisation allerdings nicht fündig, da sich die ProduktprüferInnen bisher noch nicht mit Dynamo- beziehungsweise Kurbelradios auseinandergesetzt haben. Es wurde somit auch noch kein Kurbelradio-Testsieger gekürt.


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